Rezension

Ökothriller? Leider nicht...

Nephilim - Åsa Schwarz

Nephilim
von Asa Schwarz

Bewertet mit 2 Sternen

Nova Barakel engagiert sich intensiv in der Umweltorganisation Greenpeace. Doch auch wenn die Umweltaktivisten fast schon berüchtigt sind für ihre spektakulären Aktionen, hat sich die junge Frau nicht träumen lassen, jemals derart in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit zu geraten. Bei dem Versuch, die Wohnung des Vorstandsvorsitzenden von Vattenfall zu verwüsten, um einen der größten schwedischen Klimasünder an den Pranger zu stellen, macht Nova eine fürchterliche Entdeckung: der Geschäftsmann und seine Frau wurden brutal ermordert und anschließend auf obszöne Art und Weise auf ihrem Bett präsentiert, hinter ihnen an der Wand prangt ein Bibelzitat:

Zu der Zeit und auch später noch, als die Gottessöhne zu den Töchtern der Menschen eingingen und sie ihnen Kinder gebaren, wurden daraus die Riesen auf Erden. Das sind die Helden der Vorzeit, die Hochberühmten. (Genesis, 6,4)

Zu Tode erschreckt flieht Nova aus der Wohnung - doch die in der Eile zurückgelassenen Spuren machen sie zur Hauptverdächtigen. Und als ein weiterer einflussreicher Geschäftsmann ermordet wird und wiederum Hinweise am Tatort zu Nova führen, setzt die Stockholmer Polizei alles daran, sie festzunehmen. Doch die junge Frau flieht und versucht auf eigene Faust zu ermitteln, was hinter den Taten steckt. Sie kommt schließlich einem unglaublichen Geheimnis auf die Spur - einem Geheimnis, das sie an ihrem Verstand zweifeln lässt...

Himmel, was war das denn? Der Klappentext und auch der Beginn des Thrillers lasen sich vielversprechend, ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Nova und der Polizei begann, es gab Morde und eine ermittlende Polizei, und ein Geheimnis wollte außerdem noch gelüftet werden. Doch dann: Luft raus. Der Perspektivwechsel zwischen den wichtigen Charakteren dieses Thrillers (allen voran Nova und die ermittelnde Polizistin Amanda) sorgte noch einige Zeit lang für den Erhalt kleiner Spannungsmomente, aber auch das reichte nicht aus, um mein Interesse an der Auflösung durchgehend wachzuhalten.

Ja, tatsächlich, ich habe mich zwischendurch regelrecht gelangweilt. Im Nachhinein mache ich dafür verschiedene Faktoren verantwortlich, doch der Hauptgrund liegt für mich darin, dass es sich hier gar nicht, wie von mir erwartet, um einen reinen Thriller handelt. Hier sind Genres und Themen zu einem wilden (oder eher verwässernden) Mix verwurstet worden, die in dieser Ansammlung für mich nicht kompatibel sind. Brutale Morde, Umweltschutz, ständige Hinweise auf historische Hintergründe Stockholms, Mode, Kunst, göttliche Wesen, Bibelgeschichte u.a.m. Der für mich unerartete Genremix aus Thrillerelementen einerseits sowie Anleihen bei Fantasy, Mystery und Horror andererseits hat mich ziemlich unangenehm überrascht, zumal die dargelegten Zusammenhänge hier nur halbwegs plausibel erscheinen.

Darüber hinaus präsentiert Åsa Schwarz in diesem 'Thriller' recht farblose, blasse Charaktere, die mich nicht in die Geschichte eintauchen ließen und deren Schicksal mir bis zum Schluss relativ gleichgültig blieb. Die Polizei ermittelt zudem noch derart dilettantisch, dass im Grunde die gesamte Abteilung suspendiert gehört.  Die Umweltprobleme sind nicht neu, und wenn ich zum xten Mal lese, welches Fahrzeug bei welcher Tätigkeit wieviel an Kohlendioxid ausstößt, weckt das nicht die Umweltaktivistin in mir, sondern beginnt mich anzöden. Dasselbe gilt für die zahllosen eingestreuten Hinweise darauf, was an dieser oder jener Stelle in Stockholm in den vergangenen Jahrhunderten stattdessen gestanden hat oder auch für die detaillierten Wegbeschreibungen, wenn sich eine der handelnden Personen von 'a' nach 'b' bewegt.

Hätte die Autorin sich auf einen reinen Ökothriller beschränkt, hätte dies der Spannung und Glaubwürdigkeit sicher gut getan. Nach der Einführung göttlicher Wesen jedenfalls war für mich der Drops gelutscht. Mein Fazit kann daher nur lauten: enttäuschend...

© Parden