Rezension

Oft unglaubwürdig und überfrachtet

Minus 18 Grad, 2 MP3-CDs - Stefan Ahnhem

Minus 18 Grad, 2 MP3-CDs
von Stefan Ahnhem

Minus 18 Grad ist bereits der dritte Band der Krimi-Serie um Fabian Risk, für mich jedoch das erste Buch von diesem Autor. Auch ohne die Vorgänger zu kennen, konnte ich ganz gut einsteigen und bei diesem mysteriösen Mordfall mithalten. An einigen Stellen wäre es sicher hilfreich gewesen, wenn die vorangegangenen Ereignisse noch einmal grob rekapituliert worden wären und zwar so, dass man werde gespoilert wird, aber trotzdem weiß, in welchem (vorbelasteten) Verhältnis die Personen zueinanderstehen.

Insgesamt war dieser Krimi durchaus spannend zu lesen und ich habe trotz der vielen Handlungsstränge stets Lust gehabt, weiterzulesen und auch nicht den Faden verloren. Dennoch muss ich kritisieren, dass Stefan Ahnhem das Buch mit seinen 550 Seiten total überfrachtet hat. Es geht schon damit los, dass dieser Fall eigentlich aus zwei, voneinander völlig unabhängigen Fällen besteht, zwischen denen nur eine minimale Verbindung besteht. Dazu kommt, dass jeder Protagonist ein unheimlich problematisches Privatleben hat, das dargestellt werden muss, aber trotzdem immer nur grob umrissen wird, Aufgrund der unzähligen verschiedenen Charaktere lernt man niemanden richtig kennen und ich hatte daher Schwierigkeiten, mich in die Figuren hineinzuversetzen und vor allem die Motive der Täter zu verstehen.

Auch in Sachen Brutalität und Anzahl der Morde ist der Autor deutlich übers Ziel hinausgeschossen und hat schon früh das Limit erreicht. Irgendwann war mir das einfach zu viel und vor allem fand ich es sehr, sehr unglaubwürdig. Viele Wendungen und Ermittlungserfolge waren einfach nur dem Zufall geschuldet und viele Situationen waren so absurd, dass ich mir als Leserin nur dachte „Ja nee, ist klar“. Manches war einfach nur unlogisch und wäre in der Realität garantiert nicht so passiert.

Alles in allem wurde bei diesem Buch viel Potential verschenkt. Die Idee war originell, aber sie wurde schlecht umgesetzt. Der Autor hat es einfach übertrieben, was mir als Leserin oft das Gefühl gab, dass man mir wohl alles „verkaufen“ könne. Das hat mir ein wenig die Lesefreude genommen und bestätigt mich in meiner Vermutung, dass aktuell ein Trend dahingeht, die Kriminalromane immer brutaler, actionreicher und unglaubwürdiger zu gestalten.