Rezension

ohne Rücksicht auf Verluste

Die Gierigen - Karine Tuil

Die Gierigen
von Karine Tuil

Bewertet mit 4 Sternen

Die Geschichte handelt von drei ehemaligen Jugenfreunden Nina, Samuel und Samir. Das letzte Mal hatten sie vor zwanzig Jahren das letzte Mal miteinander Kontakt. Inzwischen gehen sie getrennte Wege. Eines Tages sieht Samuel seinen ehemaligen Studienfreund Samir allerdings in einer Talkshow bei CNN. Inzwischen scheint Samir ein sehr erfolgreicher Anwalt in Amerika geworden zu sein, der sich für die Rechte von ehemaligen Afghanistan Soldaten einsetzt. 
Während sich Samir mit einer vermeintlichen jüdischen Identität den Weg zu Ruhm und Ansehen erschwindelt hat und Unmengen an Geld verdient, fristen Nina und Samuel im Gegensatz dazu ein eher karges Dasein. Beide beschließen nach dem Fernsehinterview wieder Kontakt zu ihrem ehemaligen Freund aufzunehmen. Eine intensive Dreiecksgeschichte ist die Folge, in der jeder auf seine Weise immer mehr zum Betrogenen wird, bis schließlich das ganze Lügenkonstrukt der Jugendfreunde zusammen bricht.

Meine Meinung:
Karine Tuil schreibt unverblümt und bringt die Dinge schnell auf den Punkt. Es gibt keine langen Vorreden oder ein langsames Herantasten an die Themen. Bisweilen wirkt ihre Erzählweise recht skrupellos. Das zügige Erzähltempo hält sie hoch und bleibt ihm bis zum Ende hin treu.
Der Autorin ist ein gesellschaftskritischer Roman gelungen, der sich mit den Prinzipien des Strebens nach Erfolg, Macht und Ansehen in einer Gesellschaft beschäftigt. Die Protagonisten streben gierig nach immer mehr von diesen Dingen, auch wenn sie dafür Lügen und Verrat in Kauf nehmen müssen und sich dadurch selbst zunehmend verlieren.
Doch auch vor Migrationsschwierigkeiten oder Vorurteilen hinsichtlich der Religion macht Frau Tuil keinen Halt und macht sie zum Thema.
Die einzelnen Charaktere werden für den Leser detailiert, aber auch mitleidslos beschrieben.
Ich muss gestehen, dass ich z.B. den Protagonist Samuel recht anstrengend fand. Er fühlt sich stehts im Nachteil, um einen möglichen Erfolg betrogen und ist meist am lamentieren. Grundsätzlich fand ich keine Figur sehr sympathisch, doch ihn mochte ich am wenigsten. Dennoch schließlich geht es ja hier nicht um andere Dinge als um das Sammeln von Sympathiepunkten.

Fazit:
Ein temporeicher und kritischer Roman, der durch seine schonungslose Erzählweise den Leser bisweilen auch etwas verschrecken kann.