Rezension

Originelle Adaptionsidee, aber es hapert an den Charakteren

Liebe keinen Montague (Luca & Allegra 1) - Stefanie Hasse

Liebe keinen Montague (Luca & Allegra 1)
von Stefanie Hasse

Ursprünglich auf Books on PetrovaFire veröffentlicht
http://booksonpetrovafire.blogspot.de/2016/08/rezi-liebe-keinen-montague...

Zitat
"Es war nicht das, was sich die Menschen darunter vorstellten, die nicht an die Liebe glaubten. Es war nicht Cupidos Pfeil, der einen traf, und man nur noch Herzchen sah wie in einem Comic. Nein, die wahre Liebe lässt Kleinigkeiten und Negatives verblassen und lässt sich selbst im besten Licht erscheinen." - Akt III, 4. Szene.

Gestaltung
"Luca & Allegra - Liebe keinen Montague" gibt es momentan nur als ebook. Ab September 2016 wird aber auch das Taschenbuch erhältlich sein. Das Cover zeigt vermutlich Protagonistin Allegra mit einer Maske, die ganz gut zur Handlung passt. Was der weiße Tüll jedoch soll - welcher mich an einen Brautschleier erinnert - weiß ich leider nicht zu deuten. Ansonsten gefällt mir aber die Farbgebung, die zu Allegra passt. Wer das Buch gelesen hat, wird verstehen weshalb, weiß/creme die perfekte Wahl war.
Das Buch wurde in fünf Akte und Szenen eingeteilt, was vermutlich an die Vorlage "Romeo & Julia" beziehungsweise allgemein Theaterstück angelehnt ist. Leider werden die Szenen auf meinem tolino nicht in der Kapitelübersicht angezeigt. Ob dies allgemein oder nur bei meinem Leseexemplar der Fall ist, entzieht sich leider meiner Kenntnis. Die Szenen und Akte werden durch dicke Überschriften gekennzeichnett, denen ein kleiner grauer Schnörkel folgt.
Insgesamt gefällt mir die Gestaltung ganz gut, da sie besonders beim Cover durch die Maske und das helle Farbschema einen Wiedererkennungswert liefert.

Meine Meinung
Eigentlich bin ich absolut unromantisch und war, als ich in der Oberstufe "Romeo & Julia" lesen musste, nicht sonderlich angetan von dem Stoff. Doch irgendwie konnte mich die Präsentation auf der Leipziger Buchmesse und der allgemeine Hype überzeugen "Liebe keinen Montague" doch mal eine Chance zu geben.

Ich war positiv überrascht, war ich doch mit Stefanie Hasses Debüt - damals noch als Self-Publisherin - nicht sonderlich warm geworden. Ihr Schreibstil hat sich positiv verändert und man merkt, dass es bereits die dritte Reihe ist an der sie schreibt. Dennoch geht es mir an einigen Stellen noch zu flink. Gefühle und Beziehungen zwischen den Charakteren ändern sich zu schnell, durch manche Handlungsstränge wird man förmlich gejagdt und manche "Enthüllungen" waren nicht sonderlich überraschend, wenn man Vielleser ist.

Die Grundidee Shakespeare mit römischen Göttern zusammenzuwerfen ist definitiv originell und geht größtenteils auf. Jedoch wird mir Protagonistin Allegra nicht genügend Steine in den Weg gelegt. Viel zu schnell löst sie oftmals Probleme. Zwar wird sie ein-, zweimal zurückgeworfen, aber am Ende entspricht sie in dreiviertel der Fälle - besonder gegen Ende - dem Mary-Sue-Klischee. Schade eigentlich.

Luca lässt sich für mich nicht wirklich charakterisieren. Man lernt ihn eigentlich nur durch Allegras Augen kennen, die relativ schnell nur noch den perfekten Book-Boyfriend - so nennt man, dass doch heute, oder? - sehen. Wie gesagt, ich bin hoffnungslos unromantisch und war daher von ihm nur wenig angetan. Hier hätte ich mir mehr einzigartige Ecken und Kanten gewünscht. "Bad" Boy mit weichem Kern ist leider inzwischen die Norm in Jugendbüchern.

An die Nebenfiguren erinnere mich leider nicht sonderlich. Lediglich, dass ich noch nicht ganz verstanden habe, wer von Allegras Eltern nun von der legendären Capulet-Familie abstammt. Nur die Mutter, nur der Vater oder beide Elternteile? Waren die Cousins nicht über die väterliche Linie mit Allegra verwandt? Leider wurde dies nur einmal ganz kurz angesprochen und ich finde die Stelle nicht mehr. Zumindest ließ sie mich etwas verwirrt zurück. Da hätte ich mir am Ende des Buches einfach nochmal einen Stammbaum der Familien Capulet und Montague gewünscht, damit nochmal klar wird, wer mit wem in welcher Beziehung steht.

Das wirkt jetzt alles irgendwie etwas negativ. Insgesamt gefiel mir das Buch aber ganz gut. Es ließ sie flüssig lesen und unterhielt mich währenddessen. Besonders das einzigartige Setting. Endlich mal nicht USA, Großbritannien oder Deutschland. Auch nicht das Originalsetting von "Romeo & Julia" - Verona - sondern der Gardasee. Die Adaption ist an dieser Stelle wirklich gelungen.

Fazit
"Liebe keinen Montague" ist ein dramatischer Liebesroman für lauschige Sommertage, der leider kaum im Gedächtnis eines Viellesers hängen bleibt, ansonsten aber gut geschrieben ist.