Rezension

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Originelle Idee, die an Stereotypen und Logikfehlern scheitert

Federherz - Elisabeth Denis

Federherz
von Elisabeth Denis

Ursprünglich veröffentlicht auf Books on PetrovaFire
http://booksonpetrovafire.blogspot.de/2016/11/rezi-elisabeth-denis-feder...

Zitat
"Am liebsten würde ich mich in mein Bett verkriechen, aber ich muss aufschreiben, was in den letzten Wochen passiert ist." - Kapitel 1.

Gestaltung
"Federherz" gibt es momentan nur als gebundene Version und als ebook. Beides ist mit 12,99€ bzw. 6,99€ günstig im Vergleich zu anderen Büchern des gleichen Formates.
Das Cover zeigt eine Art Scherenschnitt von einem Mädchen, vermutlich die Protagonistin Mischa, und unzähligen Federn um sie herum. Der Vordergrund ist in cremé bis blassrosa gehalten, sodass sich der von orange nach dunkelrot verlaufende Scherenschnitt besser abhebt. In diesem erkennt man einen Wald sowie Berge im Hintergrund. Insgesamt entsteht eine mystische, aber nicht beängstigende Stimmung. Das Cover passt gut zum Titel, belässt den Inhalt aber im Dunkeln.

Im Inneren wird das Federthema fortgesetzt indem am rechten Rand von Seite zu Seite immer mehr Federn herunterrieseln. Nach einer Weile wiederholt sich das Muster. Die Kapitel hat man unbetitelt gelassen, dafür allerdings in der gleichen Schrift wie der Titel auf dem Cover gestaltet.
Mir gefällt die Kontinuität an dieser Stelle sehr gut, da sie das Buch einzigartig und zu einer Augenweide macht.

Meine Meinung
Bei "Federherz" hat mich der mysteriöse Klappentext verführt. Ich wusste nicht genau mit was ich zu rechnen hatte. Ein Thriller? Fantasy? Oder etwas ganz anderes. Relativ schnell war mir aber klar, dass es sich wahrscheinlich um Zweiteres handelte, was sich später auch bestätigte.

"Federherz" fing für deutsche Fantasy viel versprechend an. Zwar war es für Vielleser vorhersehbar, dass mit der neuen Schule etwas nicht stimmen konnte, aber was genau für ein Geheimnis sie verbirgt, konnte ich bis zur wirklichen Auflösung nicht erahnen. Die Idee erscheint mir originell, zumindest habe ich noch nichts dergleichen gelesen. Das Schulsetting hingegen war schon etwas ausgelutscht.

Da ich das Buch nicht einem Stück durchgelesen habe, sondern zwischen drin Pausen hatte, habe ich irgendwann vergessen wie alt die Protagonistin eigentlich ist. Erst durch Rachel von "Herzensbücher eines Luftmenschen" fiel mir wieder ein, dass Mischa erst 14 ist. Benehmen tut sie sich das ganze Buch über eher wie zwischen 16 und 18.
+++Vorsicht ab hier könnte ein Spoiler folgen!+++
An dieser Stelle gebe ich Rachel Recht, da ich es nicht ganz unbedenklich finde in einem Buch, was ab 12 Jahren vom Verlag empfohlen wird, die Protagonistin und ihr erster Freund schon beim zweiten Date intim miteinander werden.
+++Spoiler Ende+++
Ebenfalls entsteht dadurch auch ein Logikfehler. Mischa soll nämlich in der 10. Klasse sein. In der 10. ist man aber durschnittlich 16 Jahre, also dank Kannkindern und Sitzenbleibern immer noch +/- ein Jahr. Mischa ist allerdings 14. Eine Erklärung, wieso sie schon in der 10. ist fehlt. Zumal sie gemeinsam mit ihrem besten Freund eine Jahrgangsstufe besucht, welchen sie schon von kleinauf kennt. Dieser Fehler hätte eigentlich spätestens im Lektorat auffallen müssen. Entweder handelte sich die 14 um einen Tippfehler, den niemand behoben hat, womit auch mein erster Kritikpunkt hinfällig wäre, oder es wurde ordentlich geschludert.

Mein weiteres Problem mit der Geschichte ist, dass die Nebencharaktere nicht wirklich originell sind. Da ist der beste Freund, dessen Motive so offensichtlich sind, dass man schon einen ganzen Baumstamm vor dem Kopf haben müsste, um noch überrascht zu sein. Natürlich sind die Schüler der mysteriösen Schule auch nicht sonderlich gebildet, was unser alltägliches Leben angeht. Fehlen darf aber auch nicht der mega-heiße mysteriöse Typ in den sich Mischa beinahe auf den ersten Blick verliebt. Warum? Die Idee war doch relativ originell, weshalb pumpt man sie dann mit Charakteren aus der Stereotypen-Ecke voll?

Den Schreibstil fand ich in Ordnung, auch wenn er mich nicht an das Buch fesseln konnte. Die Geschichte war dennoch gut lesbar. Die Auflösung am Ende war zwar gut und nette Überleitung zum nächsten Band, konnte mich aber nicht soweit abholen, dass ich "Federwelt", trotz der originellen Idee, lesen müsste.

Fazit
"Federherz" sticht mit einer originellen Idee hevor, die aber durch stereotypische Charaktere sowie Logikfehler, welche zu fragwürdigen Situationen führen, in den Hintergrund rückt.