Rezension

Packend wie ein Psychothriller

Schatten des Dschungels - Katja Brandis, Hans-Peter Ziemek

Schatten des Dschungels
von Katja Brandis Hans-Peter Ziemek

Mein endgültiges Urteil: „Schatten des Dschungels“ ist vergleichbar mit einem Film aus dem Genre Psycho-Thriller. Meistens fangen diese Filme ganz, ganz harmlos, beinahe belanglos an, bis sie ihre tiefen (stille Wasser sind tief) offenbaren und man plötzlich gefangen ist. Genau das passierte mir mit dieser Geschichte. Ich habe sie maßlos unterschätzt. Am Ende konnte ich die Tränen nur mühsam unterdrücken, schien am ganzen Körper eine Gänsehaut zu haben und wäre am Liebsten in ein Parallel-Universum entflohen, um dem schändlichen Verhalten unserer „Rasse“ Mensch zu entkommen.

Zählen ein paar Menschenleben, wenn du die ganze Welt retten kannst?

[…] Falk sagt nichts, hebt nur die Hände, umschließt mein Gesicht damit. Unendlich sanft streichen seine Fingerspitzen über meine Wangen. Und plötzlich sind wir im Einklang wie selten zuvor. Vielleicht liegt es an diesem Ort, der mir so wichtig ist, der ein Teil von mir ist. Wie Wächter, Gefährten umgeben uns die Bäume, hier kann ich mich fallen lassen und werde nur spüren, wie weich der Boden ist.

„Vertraust du mir?“, flüstert er.

S. 85

Der Inhalt:

Katharina, genannt Cat weiß es noch nicht. Doch schon bald wird sie auf dieser Demo den jungen Mann Falk kennenlernen. Es wird zunächst keine ungewöhnliche Demo sein, denn mit und für „Living Earth“ hat sie schon vieles bestritten. Irgendwann wird auf dieser Demo die Polizei auftauchen und die Veranstaltung nicht gewaltfrei beenden. Das führt dazu, dass Cat und Falk sich näher kommen, als sie gemeinsam fliehen. Es führt auch dazu, dass sich ihre Wege erneut kreuzen und sie sich ineinander verlieben. Am Ende fliegen sie nach Guyana, um ihren Planeten zu retten. Doch nicht so, wie Cat annahm. Denn die kleine Gruppe und Vertrauenspersonen von Falk haben eine Biochemische Waffe entwickelt, die sie „Last Hope“ nennen und auf die Welt loslassen wollen. Cat ringt lange mit der Entscheidung, ob sie dem zustimmen möchte oder nicht, denn ein Nein würde bedeuten, auch Falk zu verlieren. Dann überschlagen sich die Ereignisse und es kämpfen plötzlich nicht mehr Cat, Falk und die anderen um ihr Überleben, sondern die ganze Welt!

- Aber noch weiß Cat das nicht, denn noch steht sie in München und lernt gerade den jungen Falk auf dieser Demo mit ihrer Organisation „Living Earth“ kennen…

Zunächst gemächlicher, dann jedoch hoch brisant

„Schatten des Dschungels“ ist ein wirklich eindringlicher Öko-Thriller, der tief unter die Haut geht und sich dort wie eine Krankheit im Blutkreislauf verbreitet. (–>Positiv) Bei mir hat das Lesen dieses Buches einiges bewirkt. Anfangs empfand ich „Schatten des Dschungels“ gerade auch im Vergleich zu „Ruf der Tiefe“ als gemächlicher und weniger spektakulär. Da mir schon immer das Element Wasser lieber war, liegt es ziemlich sicher daran, dass mich da die Faszination für die Tiefen des Ozeans schneller fesseln konnten.

Es ist wahr, dass diese Geschichte langsamer beginnt und sich einige Seiten warm läuft, aber dann geht es so richtig rund. Als ich nach der Hälfte des Romans eine Pause einlegte, habe ich gemerkt, wie nahe mir die Erlebnisse der gut ausgearbeiteten Figuren gehen.

Katja Brandis und Hans-Peter Ziemek beschreiben ein Szenario, das momentan in ferner Zukunft zu schweben scheint, doch so wie die starke Protagonistin Cat für ihre Ziele und dann um ihr Überleben kämpfen muss, wirkt es nicht mehr ganz so fern und undenkbar.

Grenzüberschreitungen: Wenn Prinzipien und Ziele sich im Weg stehen

Die Geschichte ist ein Auf und Ab der Gefühle. Zwischen dem Wunsch das Richtige zu tun und auf diesem Weg ein paar Opfer zu bringen oder selbst genau zu der Ursache zu werden, die alles zerstört. Es passiert oft unbemerkt, dass man man schnell die Grenze überschreitet, in der Absicht einen tapferen Dienst auszuführen.

Auf gefühlvolle und bunte Art und Weise (ich spiele auf die gut ausgeschmückten Parts im Dschungel an), nähert sich das Autorenduo der Thematik des Öko-Terrorismus. Eine gefährliche Waffe, die effektiv die noblen Ziele so mancher Gruppierungen realisieren könnte, aber in den falschen Händen manipulativ wieder nur für Macht und Geld und noch mehr Macht und Geld eingesetzt wird.

Durch die Gefühlswelten der Hauptpersonen stechen verschiedene Pläne heraus, werden moralische Hintergründe beleuchtet und vor allen Dingen darauf hingewiesen, dass die Gefahr für unseren Planeten real ist. Irgendwann habe ich beim Lesen den Punkt überschritten, bei dem ich mich mit den geschriebenen Worten „infizierte“ und komplett identifizieren konnte. Noch ist es Fiktion, aber wie lange noch?

Sachinformationen geschickt in eine extrem spannende Geschichte eingebettet, die von vorne bis hinten zu überzeugen weiß

Mich lässt diese spannungsgeladene Handlung nicht mehr los, die eher auf einer unterbewussten Ebene arbeitet und mich ununterbrochen zum Nachdenken anregt.

Die Autoren füttern ihre LeserInnen ununterbrochen mit Sachinformationen, das allerdings so geschickt, dass es einem erst später bewusst wird. Die Sachinformationen, gepaart mit dieser authentischen Geschichte, zwangen mich förmlich zum Nachdenken und ich denke, dass ich so schnell nicht mehr damit aufhören kann oder werde. Das Resultat fürs Lesen dieses Romans ist für mich also die Selbstreflexion.

Die beiden Autoren siedeln ihre Handlung ein paar Jahre in der Zukunft an: Im Jahre 2025. Genauso wie in ihrem Werk „Ruf der Tiefe“ erfährt man in einem Nachwort ein paar knappe Hintergründe, die sehr wichtig waren, um das Gelesene zu verdauen und zu verarbeiten.

Dass man annehmen könnte, dass dieser Plot eines Tages Realität würde, beweist die Genialität dieser Geschichte und ist vielleicht das Beste, was ich jemals lesen werde, wenn es darum geht, endlich aufzuwachen und zu handeln.

Mein endgültiges Urteil:

„Schatten des Dschungels“ ist vergleichbar mit einem Film aus dem Genre Psycho-Thriller. Meistens fangen diese Filme ganz, ganz harmlos, beinahe belanglos an, bis sie ihre tiefen (stille Wasser sind tief) offenbaren und man plötzlich gefangen ist. Genau das passierte mir mit dieser Geschichte. Ich habe sie maßlos unterschätzt. Am Ende konnte ich die Tränen nur mühsam unterdrücken, schien am ganzen Körper eine Gänsehaut zu haben und wäre am Liebsten in ein Parallel-Universum entflohen, um dem schändlichen Verhalten unserer „Rasse“ Mensch zu entkommen.