Rezension

Packender historischer Roman, der Fiktion und Fakten perfekt miteinander verbindet

Die letzten Tage der Nacht - Graham Moore

Die letzten Tage der Nacht
von Graham Moore

"Für den Fall, dass Sie das noch nicht bemerkt haben, Mr Cravath: Hier wird ein Krieg geführt. Innerhalb der nächsten Jahre wird jemand ein Stromnetz errichten, das die gesamte Nation mit Licht versorgt. Dieser Jemand könnte ich sein. Oder Mr. Westinghouse. Glauben Sie wirklich, dass Sie auch nur den Hauch einer Chance haben."

Inhalt
New York, 1888. Noch sind die Nächte dunkel und die Nutzung der Elektrizität steht am Anfang. Doch kämpfen bereits jetzt die Erfinder Thomas Alva Edison und George Westinghouse um den Ruhm und Reichtum, der mit dem Einsatz von Glühbirnen das Land verändern soll. Paul Cravath, der junge Anwalt von Westinghouse steht bei seinem ersten Fall im Zentrum eines historischen Machtkampfs zweier sich bekriegender Gegner. Bei dem Rechtsstreit zwischen den beiden Parteien geht es um eine Milliarde Dollar Schadenersatz und die Klärung der Frage, wer die Glühbirne erfunden hat und wem das Recht zusteht, das Land damit zu elektrifizieren. In dieser Phase spielt ein drittes Genie eine große Rolle. Nikola Tesla, der den Wechselstrom erfunden hat und künftig mit Westinghouse gemeinsam arbeiten soll. Ist Paul dieser großen Aufgabe gewachsen und wer hat sie denn nun erfunden? Die Glühbirne - durch die die Nacht zum Tage gemacht werden soll.

Meine Meinung
Graham Moore ist Drehbuchautor, was man schon nach wenigen gelesenen Zeilen merkt. Er schreibt so bildhaft, dass man den Eindruck hat im Kino zu sitzen und dem Geschehen auf der großen Leinwand zu folgen. Dabei ist die Geschichte fesselnd und überaus unterhaltsam. Ein packender historischer Roman, der auf wahren Begebenheiten beruht und viele große Erfinder in die Handlung mit einbindet. Natürlich haben wir da Edison, Westinghouse und Tesla, aber auch der Erfinder des Telefons Graham Bell wird in einer kleiner Nebenrolle erwähnt, sowie auch Wilhelm Röntgen, dessen Röntgenaufnahmen wohl allen bekannt sind.

"Die letzten Tage der Nacht" ist eine geniale Reise in eine Zeit, in der die Menschen noch Erfindergeist hatten und Wunder erschaffen wollten. Dennoch lagen bei Edison, Westinghouse und Tesla unterschiedliche Schwerpunkte in ihren Bestrebungen. Tesla lebte dafür Dinge zu erschaffen, verlor jedoch direkt danach schnell das Interesse und war schon wieder mit seiner nächsten Aufgabe beschäftigt. Westinghouse war derjenige, der die Produkte für sich haben und vertreiben wollte und Edison wird als Unternehmer beschrieben, der der erste am Markt sein wollte, um das größtmögliche Kapital heraus zu schlagen. Die Welt wäre so leicht, wenn alle drei ihr Talent gemeinsam genutzt hätten, aber stattdessen kämpften insbesondere Edison und Westinghouse mit allen Mitteln um die Vormachtstellung und die Frage, wer die Glühbirne erfunden hat.

Westinghouse engagiert zu dem Zweck den jungen Anwalt Paul Cravath, der zunächst unterschätzt wird, aber sehr schnell beweist was in ihm steckt und dass man mit ihm rechnen muss. Er macht zwar Fehler, muss Niederlagen einstecken, steht aber schnell wieder auf und lernt dazu. Es ist sein erster Fall, aber man spürt schnell, dass er ehrgeizig ist und gewinnen will. Seine Einstellung hat mich beeindruckt und so konnte der zu Beginn etwas blass wirkende Anwalt doch noch bei mir punkten. Er ist clever und bereit den Kampf bis ins letzte auszufechten, auch wenn er bei dem Kampf einige Federn lassen musste.

Graham Moore hat sich ein paar künstlerischer Freiheiten bedient, was er auch unumwunden im Nachwort deutlich macht und nicht nur das auch begründet, wieso er manche Szenen  in der nun vorliegenden Weise behandelt hat.

Fazit
In "Die letzten Tage der Nacht" werden Fiktion und Fakten hervorragend miteinander verwoben. Unterhaltsam, spannend und absolut fesselnd schreibt Graham Moore eine Geschichte, die 2018 auch in die Kinos kommen wird und ich hoffe, dass die Verfilmung diesem Roman auch nur annähernd gerecht wird. Von mir gibt es eine klare Lese-Empfehlung und mehr als verdiente 5 Sterne.