Rezension

Packendes Drama

Die Zelle - Jonas Winner

Die Zelle
von Jonas Winner

Bewertet mit 4 Sternen

Weißt Du, wer Du bist, was Du denkst, was Du tust?

Sammy zieht mit seiner Familie von London nach Berlin. Weil er dort noch niemanden kennt, durchstreift er die umliegenden Wälder alleine. In einem versteckten Luftschutzbunker entdeckt er ein Mädchen, das dort gegen seinen Willen festgehalten wird. Sammy verdächtigt seinen Vater, kann aber darüber mit niemandem sprechen. Irgendwann bricht er unter dem enormen Druck zusammen, und seine Aussage bringt den Stein erst richtig ins Rollen.

Die Geschichte nimmt dann richtig Fahrt auf, wird spannend und als Leser erfährt man nicht mehr, als Sammy weiß. Das Finale stimmt einen dann doch nachdenklich und wirft ein ganz anderes Licht auf die Geschichte.

Als Leser weiß man selbst nicht, wen man verdächtigen soll. Jeder in der Familie hat ein Geheimnis, und Sammy ist irgendwie außen vor. Die Eltern sind beruflich stark eingespannt und sein Bruder verbringt die Zeit lieber mit seinen neuen Freunden. Dadurch, dass die Geschichte aus zwei verschiedenen Perspektiven erzählt wird, kann man auch Sammys Zwiespalt gut nachfühlen. Er befindet sich in der Pubertät und man weiß als Leser nicht so genau, ob seine Gedanken, Gefühle und so weiter nur ein Produkt des Erwachsenwerdens sind oder ob die Zustände in seiner Familie wirklich so schlimm sind.

Die Kapitel sind kurz, was stetig zum Weiterlesen animiert. Die Charaktere sind aber, bis auf Sammy, nur oberflächlich beschrieben und werden nicht richtig greifbar. Man kann dann natürlich auf der einen Seite Sammys Wut gut nachvollziehen und empfindet gegenüber den anderen eine gewisse Antipathie, dennoch fehlt etwas.

Von mir gibt es hier eine Leseempfehlung.