Rezension

Papierslam ohne echten Tiefgang

Eines Tages, Baby - Julia Engelmann

Eines Tages, Baby
von Julia Engelmann

Bewertet mit 2 Sternen

 

Die Bremer Slammerin Julia Engelmann, die für ihren Performancehit "Eines Tages, Baby, werden wir alt sein" inzwischen weit über acht Millionen Clicks auf YouTube einheimsen konnte, hat ihre Bühnentexte nun also auch in Buchform nachgereicht. Was auf der Slamrampe mit sprödem Charme und kratzig-nachdenklicher Pose rüberkommt, vermag in gedrucktem Gewand leider nicht wirklich zu überzeugen. Zu altväterlich schlängen sich ihre Jugendweisheiten daher, ihre Sprachbilder sind oft so oder ähnlich schon zu lesen gewesen, und man kann sich des Eindrucks nicht ganz erwehren, dass da ein cleverer Verlag (Goldmann, sonst auch nicht gerade für die Verbreitung von moderner Lyrik bekannt) auf dem Zweitverwertungsweg ordentlich Kasse machen wollte. Nun ja, legitim allemal in unseren spätkapitalistischen Zeiten. Aber Engelmanns Texte sind geradezu ein Paradebeispiel für das Nichtfunktionieren von Slamtexten in Printformaten (wobei es da durchaus auch Ausnahmen gibt, Bas Böttcher fiele mir spontan ein). Die große Masse schwankt doch leider überwiegend zwischen Lustigdichterei und Tränenkanalisierung. Letzteres ist dann, wenn man der Autorin böse wollte, eher ihr Metier. Soweit möchte ich dann aber nicht gehen - dazu ist der Gesamteindruck ihrer natürlichen und doch professionell dargebotenen lyrischen Fünf-Minuten-Terrinen auf der Bühne zu breitenwirksam. Das funktioniert, hier nimmt man ihr die behauptete Tiefe (wenigstens kurzzeitig) ab. Mit ihrem Buch hingegen schießt sich die Slammerin leider nur selbst ins Knie.