Rezension

paradiesisch gute Unterhaltung

Das geraubte Paradies - Bernd Perplies

Das geraubte Paradies
von Bernd Perplies

Zitat:
„Womöglich hatte sie dabei ihre eigenen Bedürfnisse über das Leben zahlloser Menschen gestellt, die in den nächsten Wochen zu Tode kommen würden.“
(S. 34)

„Tränen traten ihr in die Augen. Sie rannte zu ihrem Vater und ergriff seine Hand.“
(S. 84)

„Eine sanfte Brise strich um ihre Beine und brachte die Sträucher um sie herum zum Rascheln. Es war ein Moment des Friedens.“
(S. 101)

Inhalt:
Die Reise zu den ersehnten Antworten geht weiter. Mit Mustards Karawane steuern Carya, Jonan und Pitlit ihrem Ziel, der Schwarzen Zone, entgegen. Doch die vermeintliche Sicherheit wird durch einen brutalen Überfall erschüttert. Und Jonan wird dabei schwer verletzt! Seine Überlebenschancen sind eher gering. Die Abtrünnigen erhalten jedoch unerwartete Hilfe. Und kurzfristig können sie sich der Gefahr entziehen. Dennoch schwelen die nicht einschätzbare Lage und die damit verbundene Gefahr wie ein Schleier über ihren Köpfen.

Die Verantwortung wird größer. Denier, ihr Retter in der Not, ist sterbenskrank und vertraut ihnen seine Tochter Elje an. Und seine letzte Tat ermöglicht ihnen die erhoffte Flucht. Hinein in einen anstehenden Krieg, bei dem die Chancen auf einen Gewinner eher aussichtlos sind…

Meinung:
Diesen Abschlussband habe ich lange herbeigesehnt. Neben einem wundervollen Schreibstil des Autors sind auch eindeutig die eindrucksvoll gestalteten Cover einer Erwähnung wert. Die Reihe sieht einfach richtig gut im Regal aus!

Endlich hielt ich dieses Buch also in den Händen. Sofort musste ich mich in die Seiten stürzen. Zu sehr interessierte mich die weitere Entwicklung von Carya und Jonan.

Nach wenigen Seiten fühlte ich mich wieder in dieser postapokalyptischen, einerseits trostlosen, dennoch hoffnungsvollen Welt zu Hause. Im Handumdrehen hatte ich erneut sämtliche Bilder der bisherigen Geschichte vor Augen und war mit den Charakteren verbunden.

Der Autor führte mich geruhsam in diesen dritten Band ein, so dass ich nicht atemlos einer Verschnaufpause entgegenhoffen musste. Dennoch hat es Herr Perplies nicht versäumt, kurze Spannungsaufheller einzubauen, die mich immer wieder zum Weiterlesen animiert haben. Auch wenn diese Spannungsbögen mitunter recht schnell aufgelöst wurden, hatte ich doch die nächste aufregende Szene immer in Erwartung. Stetig wurde ich somit zum Weiterblättern förmlich gezwungen. Diese Geschichte konnte ich mir eindeutig nicht entgehen lassen.

Die Charaktere hat Herr Perplies auch in diesem Band sehr vorstellbar dargestellt, auch wenn ich nicht immer das Gefühl von gegenseitiger Annäherung zwischen diesen und mir verspürt habe.

Carya findet in diesem Teil zu sich selbst, zu ihrem tiefsten Inneren und versucht, diese Seite unter Kontrolle zu halten. Natürlich ist es nicht immer leicht, sein wahres Ich zu kontrollieren, doch größtenteils gelingt es ihr problemlos. Und dann kann sie mit fremder Hilfe sogar noch mehr erreichen. Sie hat es nicht für möglich gehalten, welche Fähigkeiten in ihr stecken. Doch zu welchem Zweck? Was hat das alles zu bedeuten? Welche Rolle spielt Carya in dem großen Ganzen…
Carya wirkte auf mich nach einiger Zeit etwas zu perfekt. Meine Beziehung zu ihr könnte man anschließend auch ein wenig unterkühlt bezeichnen. Ich habe einfach nicht mehr den richtigen Zugang zu ihr gefunden. Nach wie vor fand ich Carya nett und sympathisch. Doch der letzte, entscheidende Funke, ist hier diesmal leider nicht ganz zu mir übergesprungen.

Jonan versucht mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, seine Verbündeten, und damit auch seine Liebe, Carya, zu schützen. Dass er verwundet wird, macht die Sache nicht leichter. Dennoch opfert er sich mit Haut und Haar, wenn die ihm Nahestehenden in Gefahr geraten. Und er geht, wenn auch teilweise widerstrebend, Kompromisse ein. Jonan geht diplomatisch vor, will es sich mit keiner Seite verderben. Er weiß genau, wo die Prioritäten liegen sollten, zweifelt mitunter dennoch an den anstehenden Notwendigkeiten. Aber dann kommt sein großer Auftritt. Hatte man je an ihm gezweifelt, bringt genau dieser Charakter nochmals dermaßen Fahrt in die Geschichte, die man kaum erhofft hatte. Dennoch ist mein Lieblingscharakter in diesem Band...

…genau, Elje! Elje ist auf der einen Seite in der Wildnis aufgewachsen und weiß damit, was nötig ist, um zu überleben. Andererseits weckte sie von Beginn an einen Beschützerinstinkt in mir (immerhin ist sie ja noch richtig jung), der mich so manche Seiten überfliegen ließ, nur um zu erfahren, was mit dieser taffen Kleinen weiter passieren wird.

Bernd Perplies lässt seine Geschichte aus verschiedenen Perspektiven in Vergangenheitsform erzählen und punktet mit geschickt eingebauter wörtlicher Rede. Seine Welt nach dem Sternenfall zeichnet der Autor kraftvoll und plastisch, verliert sich jedoch nicht in unnötigen Details. Die gesamte Geschichte ist flüssig geschrieben und durchgängig gut zu lesen. Es muss sicherlich nicht nochmals gesondert betont werden, dass Herr Perplies' Schreibstil herausragend ist.

Die von Bernd Perplies aufgebaute Spannung entlud sich zum Ende hin in ein wahres Spannungsgewitter, bevor der Autor seine Geschichte sanft und beruhigt ausklingen lässt. Für mich war „Das geraubte Paradies“ ein runder und äußerst befriedigender Abschluss der Trilogie.

Urteil:
Mit „Das geraubte Paradies“ fühlte ich mich paradiesisch gut unterhalten und hatte viele schöne Lesestunden mit Carya und Jonan. Für die gemeinsam in diesem Abschlussband erlebten Abenteuer vergebe ich deshalb sehr gute 4 Bücher.

Für alle Fans perfekt inszenierter Welten, die abgerundete und in sich stimmige Geschichten lieben sowie einen herausragenden Schreibstil nicht verschmähen. Die gesamte Reihe ist definitiv ein Must-Read!

Die Serie:
Flammen über Arcadion
Im Schatten des Mondkaisers
Das geraubte Paradies

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