Rezension

paradiesischer Pageturner

Ananda - Beta - Rachel Cohn

Ananda - Beta
von Rachel Cohn

Bewertet mit 4 Sternen

Irgendwann in der Zukunft haben Stararchitekten und Designer die Insel Demesne für die absolute Oberschicht realisiert. Die Luft dort ist mit Sauerstoff angereichert, das Meer violett, mit Schaumkronen und erfrischend und damit diese elitäre Schicht das Ganze auch geniessen kann, werden in einem Forschungslabor Klone hergestellt, die den Menschen dienen. Wenn ein idealer Mensch (First) stirbt, wird er geklont. Er bekommt eine lila Schwertlilien-Tätowierung, fuchsiafarbene Augen, einen implantierten Chip und besitzt keine Seele. Somit haben die Klone weder Gefühle noch Geschmacksnerven sondern sind damit zufrieden, ihre Besitzer glücklich zu machen.

Elysia ist ein Beta-Teenager-Klon, der ausserordenlich gut gelungen ist und sofort eine Abnehmerin findet. So kommt sie ins Haus des Governor und soll künftig als Gesellschafterin tätig sein. Sie ist also zum reinen Zeitvertreib da und trainiert fortan mit ihrem neuen Bruder Ivan und spielt mit ihrer kleinen Schweser Liesl.

Nach und nach merkt Elysia, dass mit ihr etwas nicht stimmt. Ihr schmecken Makkaroni mit Käse, sie fühlt und vor allem hat sie Erinnerungen an ihre First. Langsam kommt sie dahinter, dass auf dem Inselparadies nicht alles perfekt ist, im Gegenteil - ihre perfekte Welt bekommt immer mehr Risse.

Vor allem der Charakter von Elysia hat mich überzeugt. Da das Buch aus ihrer Perspektive geschrieben ist, erlebt man mit ihr ihre Wandlung durch. Zu Beginn ist sie eine unsichere "Maschine", die doch recht häufig auf die Informationen auf ihrem inplantierten Chip zurückgreifen muss. Dabei brachten mich ihre "nachgeschauten" Begriffe oft zum Schmunzeln, da sie natürlich alles wörtlich nimmt. Wir erleben mit ihr ein grosses Gefühlschaos, denn eigentlich sollte sie ja gar keine Gefühle haben. Was stimmt mit ihr nicht? Ist sie defekt? Wird sie zu einem Monster? Innerlich ist sie hin- und hergerissen und das bekommt der Leser schön zu spüren.

Selbstverständlich gibt es auch in "Beta" die schon fast obligate Liebesgeschichte. Doch diese ist weder aufdriglich noch vorhersehbar . . . und am Ende kommt es anders als man denkt . . .

Was mir ein bisschen ein Dorn im Auge war, ist, dass der Drogenkonsum in diesem Buch einen so grossen Anteil an der Geschichte hat. Zum Teil wird Raxia beinahe verherrlicht und das finde ich bei einem Jugendbuch ab 13 doch mehr als fragwürdig.

"Beta" war mein erstes Buch von Rachel Cohn und ich muss sagen, dass mich die Autorin sehr gut unterhalten hat. Ihr Schreibstil ist einfach, kurzweilig und mitreissend, so dass die Seiten nur so dahinfliegen. Zu Beginn ist die Geschichte noch ruhig, doch der letzte Viertel hat es dann in sich. Die Dinge überschlagen sich förmlich und es wurde mir beinahe ein bisschen zu viel des Guten. Zudem wartet das Ende wieder einmal mit einem fiesen Cliffhanger auf . . . Wann wohl die Fortsetzung erscheint?

Fazit:
"Beta" konnte mich auf die (fast) paradiesische Insel Demesme entführen und hat sich zu einem wahren Pageturner entwickelt. Langsam gewinnt das Buch an Fahrt und überschlägt sich am Ende beinahe etwas zu sehr.