Rezension

Paris-Urlaub für die Seele

Paris, du und ich - Adriana Popescu

Paris, du und ich
von Adriana Popescu

Inhalt
Die sechzehnjährige Emma ist von Kopf bis Fuß verliebt. In Alain. Doch der muss nach seinem Austausch in Stuttgart wieder Heim nach Paris. In einer spontanen Aktion reist Emma nach Paris um Alain zu überraschen. In Paris erwartet sie aber ein böses Erwachen. Wunden leckend und allein trifft sie in einem Café auf Vincent. Auch er ist allein in Paris und dabei sich zu entlieben. Diese Gemeinsamkeit schweißt zusammen und kurzerhand werden die beiden Herzschmerzfreunde. Oder doch mehr?
 

Meinung

Genau genommen könnte ich einfach sagen: „Kauft euch dieses Buch! Ihr werdet es nicht bereuen!“ und damit wäre die Kernaussage getroffen. Aber so einfach lasse ich mich selbst und auch euch nicht vom Haken. Vorher müssen wir die Awesomeness von „Paris, du & ich“ von Adriana Popescu, meines Erachtens Autoren-Göttin, durch exerzieren. Oh yeah!
Fangen wir doch mit dem Offensichtlichen an. Nämlich dieser unfassbaren Beständigkeit der Schreibqualität von Popescu. Ich bin seit „Ewig und Eins“ ein Riesenfan dieses Schreibstils und der Autorin. Denn sie lässt mich als Leser komplett mit der Geschichte verschmelzen. Ich vergesse alles andere um mich herum, ich tauche in die Geschichte und die Charaktere ab. Und tauche nur widerwillig wieder auf. Alles ist so einfach und so schön. Adrianas Bücher zu lesen ist so einfach und notwendig wie Atmen. Obwohl das letzte Buch „Ein Sommer und vier Tage“ oder dieser Titel „Paris, du & ich“ Jugendbücher sind, ändert das nichts an der Art, wie die Autorin es schafft, mich zu begeistern. Ich bin jemand, der regelmäßig auf die Seiten guckt, wie weit man ungefähr beim Lesen ist. Und bei manchen Büchern, die es schaffen mich mit einem Sog in den Bann ziehen, schaue ich kaum drauf. Weil es mir egal ist. Weil ich eigentlich nicht wissen will, wie weit ich schon bin. Denn es könnte schneller vorbei sein, als ich möchte. Dieser Fall ist wieder eingetroffen. Ich musste mich bewusst beim Lesen etwas zügeln, weil ich Emma und Vincent bei ihrem wunderbaren Abenteuer durch Paris länger begleiten wollte. Ich wollte dieser süßen und leichten Liebesgeschichte, die sich zweifelsohne zwischen den beiden anbahnt, in allen Zügen genießen.

Ich bezeichne es gerne als „Glühwürmchenzauber“. Bisher verbinde ich diesen Begriff ausschließlich mit den Geschichten von Adriana Popescu, weil sie in mir jedes mal so ein wohlig warmes Gefühl hervorrufen. Es ist wie ein zartes, umherflimmerndes Leuchten. Jedes einzelne Wort, jede Seite. Es ist einfach unbeschreiblich schön. Selbst nachdem ich die letzten Seiten ausgelesen habe, muss ich mit einem Lächeln daran zurückdenken. Warum ist das so?
Zum einen versteht es kaum ein Autor so viele schöne Weisheiten und Wahrheiten in die Dialoge mit einzubauen. Jedes verdammte Mal, wenn ich über solche Sätze stolpere muss ich eine Markierung setzen. Und es sind nicht wenige! Irgendwie bekommen die Figuren im Buch dadurch auch eine Tiefe und Reife, selbst wenn die erst sechzehn oder siebzehn sind. Das nimmt man denen einfach ab. Der Authentizitäts-Zaunpfahl winkt ganz heftig.

Das ist einer der Punkte, welcher die Charaktere auch greifbar und ehrlich macht. Generell hat Adriana Popescu ein Händchen für feine, sympathische und unglaublich liebenswürdige Charaktere. Es ist eigentlich schon fast langweilig, alle Figuren im Buch zu mögen. Aber es ist kaum möglich, das nicht zu tun. Ich spreche aber nicht von den schwierigen Charakteren, wie z. B. Alain oder Chloé. Die sind schwierig. Ja, auch fies. Aber die Präsenz von denen hält sich zum Glück in Grenzen. Was mich als Leser überaus glücklich stimmt. Denn so ist viel mehr Raum für die großartigen Menschen in diesem Buch. Emma, Vincent, oder - wer das Buch kennt und liebt - Jean-Luc. Oh, Jean-Luc! Ist er nicht einfach zauberhaft? Dieser Charakter hat so etwas Bodenständiges und ein Riesenherz, was gefühlte 10.000 Grad Celsius Wärme ausstrahlt. Jean-Luc könnte nicht nur ganz Paris verzaubern. Vielmehr die ganze Welt. Jeder sollte einen Jean-Luc in seinem Leben haben oder zumindest einem begegnet sein.

Natürlich sind da noch Emma und Vincent. Ohne die das Buch kaum so zauberhaft und humoristisch wäre, wie es eben ist. Die Beziehung der beiden und der Umgang miteinander ist so schön kribbelig mitzuverfolgen. Vincent, dieser Charmebolzen, ist einfach zum knuffen. Dass er so ein paar Minderwertigkeitskomplexe und Makel hat, blende ich mal gekonnt aus. Ich würde sogar so weit gehen, dass ihn das noch süßer macht, als er eh schon ist. Allein beim Gedanken an Vincent muss ich mir ans Herz greifen und ein „Hach, neee. Wat schön!“ von mir geben. Er ist so verständnisvoll, kreativ und sympathisch, dass es schon fast weh tut. Es wundert mich nicht, dass sich Emma in Vincent verknallt. Ich kann hier nur nochmal erwähnen, dass ihr das Buch einfach lesen müsst. Dann versteht ihr das und würdet realisieren, dass ihr euch zusammen mit Emma in Vincent verknallt. Punkt.
Emma, aus deren Sicht wir die Geschichte erleben, ist ein süßes junges Mädchen. Das durch ihre Fehler lernt. Sie erlebt hier und da Rückschläge, verliert aber nie den Mut. Findet immer einen Weg ihre Angst oder den inneren Schweinehund zu besiegen. Ich finde das bewundernswert und sie zieht das von Seite Eins bis zum Ende durch. Nicht zu vergessen ihr feiner Humor und ihre Empathie. Die oftmals im Buch auch nötig ist. Ich hab nichts an ihr auszusetzen. Was ich auch leicht schräg finde. In der Regel finde ich immer irgendwas. Ich denke sogar, dass sich jeder mit Emma sehr gut identifizieren kann.

Zum Schluss möchte ich hervorheben, wie leicht es der Autorin gelungen ist, mit so einer jungen und einfachen Liebesgeschichte zu überzeugen. Und es fühlt sich nicht falsch an! Es muss nicht immer großes Drama herrschen. Die Gefühle müssen nicht immer zwischen zwei Extremen eine Gradwanderung durchlaufen. Manchmal reicht ein sanftes Schaukeln, um den Ausschlag in die richtige Richtung zu geben. Und dann ganz viel Zauberhaftigkeit. Das habe ich hier gefunden. Allerdings habe auch nichts anderes erwartet. Darüber hinaus ist es bemerkenswert wie schnell ich Fernweh nach Paris entwickelt habe. Ich wollte selbst, wie Emma, durch Paris und Montmartre streifen, auf Hemingways Pfaden wandeln und mit (m)einem Vincent an der Seite Sonnenauf- und -untergänge, auf einem kleinen Balkon, in einer Pariser Dachgeschosswohnung, erleben. Dieses Buch ist ein kleiner Urlaub für die Seele, eingepackt in 352 Seiten.
 

Fazit

Wer eine schöne und leichte Liebesgeschichte, in einer atemberaubenden Kulisse (inkl. Fernweh-Faktor) sucht, wird bei „Paris, du & ich“ von Adriana Popescu fündig. Wer einen sommerlichen Wohlfühlroman sucht, dem lege ich dieses Buch ans Herz. Wer ein gutes Buch von einer großartigen Autorin lesen will, sollte sich dieses Buch schnappen. Ihr merkt, ich bin voll des Lobes und bin schon gespannt auf das nächste Werk von der Autorin. Denn falls der Erfolg jemals abreißen sollte, falle ich vom Glauben ab.