Rezension

Pass immer schön auf, wenn du über die Straße gehst ...

Der Vater, der vom Himmel fiel - J. Paul Henderson

Der Vater, der vom Himmel fiel
von J. Paul Henderson

Bewertet mit 5 Sternen

„Schön, dass wir uns noch mal gesehen haben, Junge. Dass wir noch mal miteinander reden konnten. Solange man am Leben ist, denkt man immer, man hätte noch ewig Zeit, um mit anderen Menschen zu reden.“ Lyle ist 83 Jahre alt, als er auf dem Weg zum günstigeren Schokoriegel über die Straße schlurft und es zum tödlichen Zusammenprall mit einem Bus kommt. Beim Check-in im Himmel kommt es dann zu einer Verwechslung mit einem Namensvetter aus Amerika. Bedauerlich, aber natürlich könne es zu Fehlern kommen. Gern wäre man aber bereit, ihm als kleine Entschuldigung einen nochmaligen Besuch auf der Erde zu ermöglichen. Zwei Bedingungen: Nur an einem von ihm bestimmten Ort darf er sich aufhalten und nur einer Person kann er in diesen zwanzig Tagen begegnen. Lyle entscheidet sich für sein bisheriges Zuhause und seinen jüngeren Sohn Greg, das schwarze Schaf der Familie. Ein durchaus willkommenes Angebot für Lyle, denn ein, zwei Angelegenheiten gibt es schon noch zu klären. Schließlich kam Gevatter Tod doch sehr überraschend.

Auf dem Klappentext heißt es: „Eine wunderbar menschliche Geschichte über durchgeknallte Typen in rebellischer Grundstimmung. Erzählt auf dem schmalen Grat zwischen großer Komik, bittersüßer Trauer und tiefstem Ernst.“ Ich könnte das jetzt in meine eigenen Worte fassen, aber besser würde ich es auch nicht sagen können. Auch mit seinem zweiten Roman hat Henderson mich wieder mit einem wunderbar englischen Humor ausgezeichnet unterhalten und dabei das Thema aufgegriffen, was unser aller Leben nie langweilig werden lässt. Die Familie. Seit sieben Jahren hatten die Söhne Lyles keinen Kontakt mehr miteinander. Der Streit über die Farbgebung einer Regenrinne ließ nur noch den wechselseitigen Austausch von Weihnachts- und Geburtstagskarten zu. Billy, der ältere seiner beiden Söhne und mit der zänkischen Jean verheiratet, und Onkel Frank, Lyles kauziger Bruder, hauchen der skurrilen Geschichte mit ihren verborgenen Wünschen und Problemen Leben ein. Über Liebe wird in dieser Familie nicht gesprochen, heißt es an einer Stelle im Buch, man bekäme dann immer das Gefühl, es wäre etwas Schlimmes passiert. Und so leben alle nebeneinander her und scheinen ein wenig seltsam zu sein. Natürlich hält das Leben auch für Greg noch eine ganz besondere Überraschung bereit. Für ganz besonders gelungen fand ich Onkel Franks Dispute mit Reverend Tinkler über die Bibel. War Jesus wirklich so besonders? Passten tatsächlich alle Tiere auf die Arche Noah? Und wie wurden sie versorgt? „Sie haben die Bibel aber schon gelesen, oder?“ Eine wunderbar menschliche Geschichte, die ich sehr gern weiterempfehle!