Rezension

Past Crimes

Die Schlingen der Schuld - Dave Warner

Die Schlingen der Schuld
von Dave Warner

Bewertet mit 3.5 Sternen

Im westaustralischen Outback wird die Leiche eines Mannes gefunden. Sein Name: Dieter Schäfer. Nationalität: deutsch. Wer könnte ein Interesse daran haben, einen in Australien lebenden Deutschen zu töten? Und warum hat sich der Mörder die Mühe gemacht, dem Toten das blutige T-Shirt auszuziehen und durch eines mit der Meistermannschaft des HSV 1979 zu ersetzen? Daniel Clement ist frisch nach Broome zurückgekehrt und muss mit einer noch nicht zusammengewachsenen Polizeitruppe dieses Verbrechen klären. Hinderlich dabei ist nicht nur sein desolates Privatleben, sondern auch ein aufziehender Zyklon und die Tatsache, dass sich das Motiv des Verbrechens irgendwo in der Vergangenheit – und auf der anderen Seite des Erdballs versteckt.

 

Die Stärke des Buches besteht in der bildlichen Darstellung des für uns doch ziemlich exotischen australischen Westens, in dem es furchtbar heiß ist und die Entfernungen jeder Beschreibung spotten. Um eine Leiche obduzieren zu lassen, werden per Flugzeug Strecken zurückgelegt, die der von London nach Moskau entsprechen, die Einheimischen finden Krokodile im nächsten Tümpel zwar gefährlich, aber nicht ungewöhnlich und ein Wirbelsturm der Stufe 2 ist Anlass zur Besorgnis, jedoch kein Grund, in Angstschweiß auszubrechen. Dass gleichzeitig eine Brücke zu dem uns Bekannten wie Hamburg oder der HSV geschlagen wird, verbindet Vertrautes mit Fremden. So hätte aus dem Krimi Außergewöhnliches entstehen können, und viele werden es so sehen; mir jedoch gab es zu viel des typischen Bullendramas. Einsamer Wolf, der seiner Ex hinterherweint und keine Zeit für seine kleine Tochter hat sowie auch zu viel privater Kram mit seiner Familie. Das machte einen Teil des Buches recht zäh, obwohl es zwischendurch durchaus spannende Momente beinhaltete. Was mich jedoch wirklich störte, ist die Tatsache, dass das, was sich schließlich als Lösung präsentierte, weniger ermittelt als vielmehr in Rückblenden erzählt wurde, wobei der dabei mitdenkende Leser durch fehlende Zeitangaben bewusst getäuscht wird. Ein Kunstkniff, mag sein. Aber einer, der bei mir verpufft, weil ich das Motiv nicht wirklich überzeugend finde. Trotzdem nicht uninteressant geschrieben und mich würden auch weitere Fälle von Clement und dessen Team reizen. 3,5/5 Punkten.