Rezension

Perfekt konstruierter Thriller mit einem aktuellen Thema

Ich folge deinem Schatten - Mary Higgins Clark

Ich folge deinem Schatten
von Mary Higgins Clark

Bewertet mit 5 Sternen

Zwei Jahre ist es her, dass für Zan Moreland ein Albtraum begann: Am hellichten Tag wurde ihr kleiner Sohn Matthew im Central Park entführt. Die polizeilichen Ermittlungen und ihre eigene verzweifelte Suche blieben ohne Ergebnis. Doch ausgerechnet an Matthews fünftem Geburtstag tauchen Fotos auf, die damals im Park geschossen wurden. Sie zeigen im Hintergrund die Frau, die Matthew aus dem Buggy stiehlt: es scheint Zan selbst zu sein. Oder treibt jemand ein unmenschliches Spiel mit ihr?

Eins vorweg: Als ich vor ein paar Jahren zufälligerweise in der Bibi über ihr damals akutelles Buch “Weil deine Augen ihn nicht sehen” stieß und es zu lesen begann, war ich direkt gefesselt von ihrem Schreibtil und dem spannenden Plot. Mary Higgins Clark versteht es wie keine Zweite, ihre Thriller zu inszenieren und ihre Leser mit irren Wendungen auf’s Glatteis zu führen. Kurze Kapitel und die sich immer abwechselnden Erzählungen, aus Sicht der verschiedenen Charaktere, bilden ein temporeiches Konstrukt. Auch die manchmal etwas eigenwillige Art der präzisen Vorstellung bzw. Einführung neuer Personen in die Handlung, die sich manches Mal über längere Passagen hinzieht, empfinde ich keinesfalls als störend, sondern eher als markante Eigenart.

Auch ihr aktuelles Buch “Ich folge deinem Schatten” bildet hier keine Ausnahme:

Die junge Alexandra Moreland, von ihren Freunden “Zan” genannt, hat es schwer im Leben. Zuerst sterben ihre Eltern bei einem Autounfall, dann wird auch noch am hellichten Tag ihr Sohn im Park entführt und seitdem vermisst. Nun steht der 5. Geburtstag des kleinen Matthew bevor, der die Protagonistin wiederholt in eine tiefe Krise stürzt.

Doch dieses Jahr überstürzen sich die Ereignisse: Zuerst werden hohe Geldbeträge von ihrem Konto abgebucht und Bestellungen über ihre Kreditkarte getätigt, die nicht von ihr stammen. Dann tauchen plötzlich Fotos von dem schicksalhaften Tag vor 2 Jahren auf, die die Entführung dokumentieren. Nur: die Entführerin scheint niemand anderes als Zan selbst zu sein.

Zan versteht die Welt nicht mehr. Ihr Gewissen ist hin und her gerissen zwischen dem absurden Vorwurf, sie hätte ihr eigenes Kind geraubt und der Vorstellung, es vielleicht doch getan zu haben. Kann Zan die Tat wirklich ausschliessen? Wer könnte ihr etwas böses wollen? Zusammen mit einigen Freunden und der Polizei wird der Fall neu aufgerollt. Alle damals beteiligten Personen werden erneut befragt. Jeder scheint eine winzige Kleinigkeit zu kennen, die helfen könnte, den Fall zu klären, doch erst nach und nach kommt das Ausmaß des Vorfalles auf den Tisch. Und wie immer treibt Mary Higgins Clark ein perfides Spiel mit dem Leser und führt ihn in die Irre.

Mary Higgins Clark ist wieder einmal ein perfekt gestrickter Thriller gelungen, der den Leser in seinen Bann zieht. Die Autorin versteht es den Zwiespalt jedes einzelnen Charakters herauszukristallisieren und selbst den Täter menschlich erscheinen zu lassen.

Auch das Thema “Kindesentführung” ist durchaus hochaktuell: Laut BKA werden derzeit 531 Kinder und 1338 Jugendliche vermisst (Stand: 01.07.2011). Die Gründe hierfür sind vielfältig.

Vor Augen haben wir in dem Zusammenhang mit Sicherheit noch das Verschwinden der kleinen Madeleine McCann aus der Ferienanlage in Portugal im Jahre 2007. Ihr Verschwinden hat zu vielen Spekulationen geführt. Letzendlich gefunden wurde Maddie bisher noch nicht.