Rezension

Perfekter Krimi für Frankreichliebhaber

Chateau Mort - Alexander Oetker

Chateau Mort
von Alexander Oetker

Der alljährliche "Marathon du Medoc" ist ein großes Ereignis in Aquitaine. Die Läufer treten teilweise in verrückter Verkleidung an und die vielen Weingüter bieten den Sportlern nicht nur Wasser zur Erfrischung an, sondern auch ein Gläschen Wein. Kommissar Luc Verlain nimmt an diesem Spektakel teil, um mit dem Motorrad die Strecke zu überwachen. Als bei der brütenden Hitze einige Läufer kollabieren und einer von ihnen, der Winzer Hubert de Langeville sogar stirbt, kommt bald der Verdacht auf, dass dies nicht zufällig geschehen ist und ausgerechnet ein alter Freund von Luc soll der Täter sein.

"Chateau Mort" ist in meinen Augen eine sehr gelungene Fortsetzung von Alexander Oetkers erstem Buch "Retour". Der Autor hat nichts von seiner wunderbaren Art zu schreiben verloren. Im Gegenteil, in meinen Augen hat er sich sogar noch einmal gesteigert und meine Sehnsucht nach Frankreich ist wieder ins Unerträgliche gestiegen.

Genaue Recherche, enorm viel Atmoshäre und Lokalkolorit, ein interessanter, ungewöhnlicher Fall, für mich ist das eine perfekte Mischung, so sollte jeder Frankreichkrimi für mich sein.

Die große Kältewelle hier in Deutschland konnte ich locker wegstecken, denn ich hatte ja dieses Buch. In meinem Kopf war Sommer. Ein heißer, drückender Sommer, mit herrlichem Wein, wunderbarem Essen und Meer. Ich konnte die flirrende Hitze, den süßen Geschmack der reifen Trauben, den kühlenden Wind am Strand wirklich spüren und schmecken, so detailliert und lebendig, so präzise und spannend schreibt Alexander Oetker. Dieses Mal hat der Autor die wundervolle Atmosphäre der Weinberge so realistisch eingefangen, dass man sich vor Ort stehen sieht und alle Figuren und Schlösser und die wunderschöne Landschaft plakativ vor Augen hat. Man fühlt sich direkt in die Szenerie versetzt, trifft alte Bekannte wieder und möchte am liebsten, dass das Buch nie zu Ende ist. Ein Dilemma, denn ein zweiter Wunsch drängt sich auf, endlich die Antworten auf die vielen ungelösten Fragen zu erhalten. Der Autor macht uns dies nicht leicht, denn er lenkt den Leser geschickt auf viele Irrwege, man rätselt und meint endlich die Lösung des Falles zu haben, aber dann kommt wieder ein neuer Gesichtspunkt und man ist so schlau wie am Anfang. Die Auflösung kam für mich dann völlig unerwartet und ich war sehr überrascht. Aber es wäre kein Buch von Alexander Oetker, wenn alle Fragen gelöst wären. Wieder hat man einen ganz gemeinen Cliffhanger am Schluss, der im nächsten Buch dann hoffentlich eine Auflösung findet. Aber eigentlich ist mir das egal, denn je mehr Cliffhanger es gibt, desto mehr Oetkers wird es geben. Ich jedenfalls erwarte mit Spannung den nächsten Band und freue mich jetzt schon auf ein Wiedersehen mit Luc und Anouk.