Rezension

Perfide, aber leider etwas flach

EVIL
von Jack Ketchum

Die Story

David wohnt mit seinen Eltern in einer kleinen Vorstadt in Amerika. Hier kennt jeder jeden und Haustüren werden nicht abgeschlossen, da es so etwas wie Verbrechen hier nicht gibt. Als er an einem kleinen Bach hockt und Flusskrebse fängt, lernt er Megg kennen, die gerade mit ihrer Schwester her gezogen ist.

David ist von erster Sekunde an fasziniert von seiner neuen Nachbarin, die zufällig im Haus seines besten Freundes wohnt und seinen beiden Brüdern. Doch schnell muss er herausfinden, das Ruth, die Mutter der drei Brüder, kein gutes Haar an Megg und ihrer Schwester Susan lässt. Es kommt zu verbalen Ausbrüchen, die schnell ins Körperliche gehen. Als Megg zur Polizei geht, rastet ihre Tante völlig aus und sperrt sie in den Atomkeller, den ihr Mann damals gebaut hatte und ab da fängt die Geschichte richtig an.

Die Story ist nicht gerade für zartbesaitete. Dass es in diesem Buch um die Misshandlung eines jungen Mädchens geht, ist auf den ersten Blick (leider) nicht zu erkennen. Erst wenn man sich etwas mehr mit der Geschichte beschäftigt, erfährt man was auf einen zukommen wird.

Der Verlauf der Story ist an sich wirklich gut. Man kommt mit, es ist weder in die Länge gezogen, noch werden Handlungen zu schnell abgearbeitet. Allerdings sind mir ein paar Handlungen auch zu schnell, so werden manche Sachen nur mit einem Satz beschrieben und danach nicht weiter erwähnt werden. So fällt es schwer einen Bezug zu den Charakteren herzustellen, mit ihnen zu fühlen, oder sie eventuell sogar zu hassen.
Die Charaktere

Diesmal hab ich es mir wirklich schwer getan. Ich konnte mich nicht wirklich mit den Charakteren identifizieren. Selbst bei David, dem Hauptcharakter hat es nicht ganz funktioniert. Natürlich entwickelt man für einige Charaktere eine Sympathie und andere wünscht man ganz weit weg. Aber im Allgemeinen bleibt es doch bei einer neutralen Freundschaft.

Das finde ich wirklich schade, da man sich wirklich mehr Mühe hätte machen können. Gerade bei David, Ruth und Megg, um die es eigentlich geht, gab es Ausbaufähigkeiten. Es bleiben viele Fragen offen. Was trieb Ruth dazu? Warum hat David nicht sofort was getan? Und warum hat die Polizei nichts unternommen?
Der Schreibstil

Jack Ketchum schreibt in der 1. Person aus Davids Sicht. Auch wenn ich ein großer Fan dieses Schreibstils bin, weil es bei diesem einfacher ist sich in den Erzähler hinein zu versetzen, so gelingt es bei Evil leider nicht.
Der Schreibstil ist flüssig, leicht verständlich und nachvollziehbar. Aber in meinen Augen nicht packend. Kurz gesagt ist es manchmal so, als würde man ein Sachbuch lesen und das trotz des perfiden Themas.

Mein Fazit

Auch wenn ich zu Beginn Respekt vor dem Buch hatte, so hat sich dieser schnell verflüchtigt. Es ist keine Frage, dass Jack Ketchum mit Evil ein extremes und vielleicht sogar verbotenes Thema aufgegriffen hat. Leider gelingt es ihm aber nicht einen Bezug zwischen Leser und Charakteren her zu stellen, da er vieles nur nebenbei erwähnt.
Man hat als Leser also gar keine Zeit Gefühle zu entwickeln, was sehr schade ist. Seiten waren genug vorhanden.
Besonders wenn einie Kapitel nur aus einem einzigem Satz bestehen.