Rezension

Pflichtveranstaltung für Zombie/Dystopiefans

Lost Land, Band 1: Lost Land, Die Erste Nacht - Jonathan Maberry

Lost Land, Band 1: Lost Land, Die Erste Nacht
von Jonathan Maberry

Bewertet mit 5 Sternen

Als ich von “Lost Land” die Leseprobe entdeckt und gelesen hatte bin ich eigentlich von einer relativ vorhersehbaren Zombiedystopie die eventuell einiges an Gemetzel hinter sich lässt ausgegangen, jedoch muss ich zugeben wurde ich von diesem Buch überrascht.
Jonathan Maberry wirft den Leser mitten hinein in das Leben des fünfzehnjährigen Benjamin Imura, der mit seinen Freunden in Mountainside, Amerika lebt. Wenn wir Benny kennenlernen ist er nicht mehr weit von seinem sechszehnten Geburtstag entfernt. In Mountainside muss jeder 16jährige einer Arbeit nachgehen, da ihm sonst die Essensrationen von der Stadtverwaltung gekürzt werden. Mountainside ist allerdings kein gewöhnlicher Ort und Benny und seine Mitmenschen keine gewöhnlichen Leute, auch wenn sich im Laufe des Buches immer mehr rausstellt, dass besonders die Erwachsenen gerne so tun als wäre es genau so, gewöhnlich. Benny wächst in einer Stadt auf, die komplett eingezäunt ist. Eingezäunt um die Bedrohung durch die Zombies draussen zu halten. Die Menschen leben ohne Elektrizität, warum genau sollte man selber lesen. 14 Jahre zuvor hat es ” Die erste Nacht” gegeben. Die Nacht, als die ersten Menschen als Zombies wiederauferstanden. Seitdem hat sich die Welt sehr verändert, die übriggebliebenden Menschen haben sich verändert.  Bennys Bruder Tom Imura ist Kopfgeldjäger und als Benny keinen anderen Job finden kann, geht er zu seinem Bruder in die Lehre um “Zombies zu töten”. Benny kann seinen Bruder nicht leiden, weil er denkt Tom wäre in der Ersten Nacht ein Feigling gewesen und hätte seine Eltern im Stich gelassen. Als Bennys Freundin Nix ins Leichenland (alles ausserhalb des Zauns) entführt wird muss er sich wohl oder übel mit Tom zusammen auf den Weg machen sie zu retten.

Tom Imura (35) ist ein ziemlich ruhiger, ausgeglichener Mann mit japanischen Eltern. Benny (15) ist ein Jugendlicher wie er im Buche steht: er ist hitzköpig, naiv, dickköpfig, hat die jugendliche Weisheit natürlich gepachtet und deren Arroganz und Leichtsinn gleich dazu. Das macht ihn nicht unsymphatisch, er weiß es halt nicht besser. Tom lernt Benny an und zeigt ihm seine Arbeit, draussen im Zombieland. Benny beginnt dadurch sich seinem Bruder anzunähern und sich selbst zu ändern. Anfangs sind es nur Kleinigkeiten, aber es wird schnell deutlich, dass Benny gar nicht so ein egoistischer Jugendlicher ist wie es schien. Er ist neugierig und hinterfragt viele Dinge, versucht gerecht zu sein, sieht die Welt halt noch mit “Kinderaugen”, wir viel vielschichtiger im Laufe der Geschichte. Im Zombieland wird ihm aber schnell klar, das die Welt nicht so einfach gestrickt ist wie er dachte. Im Laufe des Buches wird deutlich, dass Benny seinen Bruder doch gern hat. Man erfährt im Buch viele Dinge nicht, aber nur weil die Protagonisten selber nichts darüber wissen.

Das Buch besticht durch seine einfachen und doch weitreichenden Beschreibungen. Die Sprache ist jugendlich leicht und eingängig, ich flog nur so durch die Seiten. Besonders auffallend ist die extreme Menge an wörtlicher Rede im Buch, die aber dadurch eine gewisse Dynamik mit sich bringt. Genauso wie dadurch das Buch aufgelockert wird selbst an eigentlich düstereren Stellen, schlicht durch den Humor der beiden Imura-Brüder der sich durch den Dialog ergibt. Auch die Erklärungen über das Verhalten der Zombies nehmen dem Buch diese Zombies=Gemetzel-Atmosphäre.
Erzählt wird “Lost Land” in der Dritten Person, aus Bennys Perspektive. Ab und zu auch durch andere Charaktere. Hintergründe erfährt man meistens durch Erzählungen oder Rückblenden der Charaktere.
Der Einband und der Schutzumschlag sind in rostrot gehalten mit einer Krähe die über den Zaun von Mountainside fliegt. Auf dem Schutzumschlag ist der abgebildete Stacheldraht eine Prägung. Das Buch ist unterteilt in vier Hauptabschnitte und 55 Kapitel, plus Epilog.

Fazit: Wer einen sinnlos Zombieschlachtenden Roman als Auftakt einer Reihe erwartet sollte direkt am Buch vorbeigehen. Dieser Zombie-/Jugendroman ist wesentlich vielschichtiger als selbst ich vermutet habe. Jonathan Maberry beweist mit diesem Roman meiner Meinung nach eine ganze Menge emotionalem Tiefgang. Er bietet tolle Charaktere, bei denen ich mir sicher bin, dass sich einige noch weiterentwickeln und verändern werden. Ein Wiedersehen wollen steht für mich vollkommen ausser Frage. Es ist Pflicht!