Rezension

Picoult Fans werden nicht enttäuscht sein

Kleine große Schritte - Jody Picoult

Kleine große Schritte
von Jody Picoult

Bewertet mit 3.5 Sternen

Wichtiges Thema - Die Umsetzung hat mich nicht ganz überzeugt

Ruth Jefferson ist Hebamme und Säuglingsschwester mit Leib und Seele. Sie liebt ihren Beruf und ist stolz auf alles was sie sich hart erarbeitet hat. Verständlicherweise ist sie bestürzt und wütend, als der frisch gebackene Vater Turk Bauer ihr verbietet sich um sein Baby zu kümmern, denn Ruth ist schwarz. Als kurz darauf das Baby nach einem Routineeingriff stirbt, macht er sie dafür verantwortlich. Es kommt zu einem nervenaufreibenden Prozess.

Dieses Buch hat mich sofort an „die Jury“ von John Grisham erinnert, was den Prozess und den Rassenkonflikt angeht.

In vielen Hinsichten haben wir hier aber auch wieder einen typischen Picoult-Roman vor uns. Ein schwieriges Thema, dass genauso vielschichtig wie zwiespältig ist. Erzählt wird die Geschichte sowohl aus der Sicht von Ruth, als auch von Turk Bauer und der Anwältin Kennedy. Die Geschichte aus diesen extrem unterschiedlichen Blickwinkeln zu lesen macht sie sehr komplex und umso interessanter.

In Turks Abschnitten erfahren wir auch viel über seine Vergangenheit, wie er zu seinen extremen Ansichten kam. Auf der eine Seite ist er der brutale und intolerante Nazi, auf der anderen Seite jedoch auch der verzweifelte Ehemann und Vater.

Ruth musste sich alles was sie bis jetzt erreicht hat hart erarbeiten, was zu großen Teilen ihrer Hautfarbe geschuldet ist. Trotzdem versucht sie gutmütig und verständnisvoll gegenüber allen Mitmenschen zu sein. Nach und nach bricht jedoch immer mehr ihre unterdrückte Wut über all die Ungerechtigkeit zu Tage, die sie schon lange in sich trägt.

Kennedy trägt die Rolle, mit der sich der Leser, denke ich, identifizieren soll. Weiß, privelligiert, intelligent und der Meinung kein Rassist zu sein, da sie Turks Ansichten zutiefst ablehnt. Von Ruth wird ihr allerdings immer wieder vor Augen geführt das Rassismus auch unterschwellig existiert und dass die meisten Weißen auf diese Weise schon rassistisch gehandelt haben oder diesen zumindest toleriert zu haben.

Es handelt sich auf jeden Fall wieder um eine spannende Geschichte in der die Details und Persönlichkeiten hervorragend herausgearbeitet werden. Das Ende war mir allerdings etwas zu einfach gestaltet. Ein so komplexes und schwieriges Thema hätte ein originelleres und realistischeres Ende verdient.