Rezension

Platz da, der Deutsche klärt das schon!

Das Grab unter Zedern
von Remy Eyssen

Bewertet mit 3 Sternen

Leon Ritter ist Gerichtsmediziner in einem Touristenort an der Küste Frankreichs. Obwohl er Deutscher ist, ist er voll in dem Ort und an seiner Arbeitsstelle integriert, auch wenn der Chef der Kriminalpolizei ihn nicht leiden kann, weil er mit der Stellvertreterin des Chefs liiert ist, was der gerne selbst wäre. Als eines Tages ein Mann aus dem Gefängnis entlassen wird, den die Leute für den Mörder seiner Tochter halten, schlagen die Wellen der Empörung hoch, besonders, als dann mehrere Morde geschehen. Die Polizei hat dazu ihre Theorien, von denen sie bei den Ermittlungen auch nicht abweicht, nur Leon Ritter ist anderer Meinung und stellt eigene Nachforschungen an, die nicht nur ihn in Lebensgefahr bringen.

Das Buch ist routiniert geschrieben und könnte zwischendurch auch als Reiseführer herhalten, eigentlich wird kein Klischee der schönen Landschaft ausgelassen. Das ist kein Problem, denn wer zu Frankreichkrimis greift, erwartet das wohl auch. Vielleicht ist es eine persönliche Vorliebe, aber ich erwarte dann allerdings nicht, dass sich die Klischees auch auf die Personen beziehen. Die Polizei ist mit Ausnahme der Freundin Ritters völlig inkompentent, genauso auch der Gerichtsmediziner, der Ritter zur Seite gestellt wird. Mir ist dieses Bashing der französischen Polizei durch deutsche Autoren schon öfter aufgefallen, gerade wenn ein deutscher Protagonist die Hauptrolle spielt, der natürlich alles klärt. Ritter ist nicht nur megakompetent, sondern auch der Lieblingsgast in seinem Lieblingscafé. Dass er eigentlich die meisten Leute, inklusive der Tochter seiner Freundin, extrem herablassend behandelt, soll wohl von seiner Coolness zeugen. Der Fall selbst war interessant, hätte aber gern weniger abrupt enden dürfen.