Rezension

Politische Hintergründe, exotisches Flair und tiefe Liebe

Demnächst in Tokio - Katharina Seewald

Demnächst in Tokio
von Katharina Seewald

Bewertet mit 5 Sternen

In ihrem beeindruckenden Roman „Demnächst in Tokio“ beschreibt Katharina Seewald die fesselnde Geschichte einer Dreiecksbeziehung in der Zeit des 2. Weltkriegs vor exotischer Kulisse. 

Katharina Seewald arbeitet als freie Autorin. Durch Recherchearbeiten in Okinawa/Japan wurde ihr Interesse an den geschichtlichen Verstrickungen zwischen Japan und Deutschland geweckt. 

Die 18-jährige Elisabeth folgt 1934 ihrem frisch angetrauten Ehemann Ernst Wilhelm nach Tokio, wo dieser im diplomatischen Dienst des deutschen Reichs arbeitet. Ihr Herz schlägt für dessen Jugendfreund Alexander. In der Botschaft schreitet die Nazifizierung voran und die Situation wird für alle immer angespannter. 

Den Schreibstil dieser überwiegend chronologischen Geschichte finde ich sehr interessant. In Briefen erzählt Elisabeth rückblickend die Geschichte rund um ihr Leben und ihre Dreiecksliebe ihrer Tochter Karoline, die auf dem Weg nach Japan ist. Der flüssige Sprachstil mit anschaulichen Beschreibungen gibt vielerlei Details und die Atmosphäre sehr gut wieder. Geschichtliche und politische Hintergründe mit Spionage und Geheimdienst, das Leben an der deutschen Botschaft in Tokio, das Leben in Japan zu Zeiten des 2. Weltkriegs und die ungewöhnliche Lebens- und Liebesgeschichte der drei Hauptprotagonisten ist spannend ausgearbeitet. Katharina Seewald wurde von der Geschichte des berühmten deutsch-russischen Spions Richard Sorge inspiriert und hat die tatsächlichen geschichtlichen Ereignisse mit Alexander so neu aufleben lassen. 

Die Charaktere, besonders bei Elisabeth, sind gut ausgearbeitet. Deren Entwicklung von einem jungen Mädchen zu einer selbstbewussten Frau wird mit psychologischem Gespür beschrieben. 

„Ich pflückte mir das Wissen um die Zusammenhänge einzeln wie bunte Blütenstängel von der Blumenwiese meines neuen Lebens und brauchte Jahre, sie zu einem Strauß zu fügen.“ 

Mich hat dieser Roman mit den historischen Hintergründen und der Geschichte rund um die Ménage à trois sehr gut unterhalten.