Rezension

Poppy berührt mein Herz nicht

Auf Zehenspitzen berühre ich den Himmel
von Amanda Prowse

Bewertet mit 3 Sternen

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Poppy ist mit dem Mann ihrer Träume verheiratet und hat bezaubernde Kinder. Sie lebt glücklich und zufrieden – und dann zerstört die Diagnose Krebs all ihre Wünsche, ihre heile Welt, ihre Zukunft. Denn Poppys Brustkrebs ist von der bösen Sorte, hat gestreut und wird ihr das Leben nehmen. Und Poppy will die Zeit, die ihr noch bleibt, für ihre Lieben so schön wie möglich machen …

 

Es ist seltsam. Ich habe am Ende des Buches wirklich ganz bitterlich geheult. Und trotzdem kann ich nur drei Sterne geben. Wieso das?

 

Dazu muss ich sagen, dass ich weiß, wie es ist, einen geliebten Menschen gehen zu lassen und wie sehr man sich dagegen wehrt. Auch weiß ich, dass sterbenskranke Menschen oft mal total irrationale Dinge machen. Doch Poppys Verhalten war komplett unfassbar an so vielen Stellen, dass ich mehr sauer als traurig war. Amanda Prowse steht dem Thema entweder zu nahe, oder sie hat nicht intensiv genug recherchiert. Keine Ahnung – auf alle Fälle hat sie mich nicht abgeholt, sondern immer wieder den Kopf schütteln lassen.

 

Mir fehlt auch komplett die Bindung zu Poppy. Ich mag ihren Mann und die Kinder sehr gern, aber sie selbst macht es mir schwer, sie so zu mögen, wie es ihre Mitmenschen offenbar tun. Martins Fehler ist nicht so toll, ganz klar, aber irgendwie kann ich ihn sogar verstehen. Sehr viel mehr, als ich Poppys Reaktion darauf verstehen kann.

 

Die Idee der Erinnerungsboxen gefällt mir. Überhaupt finden sich Ansätze, die mir immer wieder Hoffnung gemacht haben, dass ich jetzt gleich in der Falle sitze und mich im Buch verliere. Leider wurde nichts daraus. Als hätte Amanda Prowse plötzlich Angst vor ihrem eigenen Buch bekommen und sei zurückgerudert. Ich kann es nicht besser erklären.

 

Das Buch liest sich flüssig und schnell, aber es geht nicht so unter die Haut, wie es könnte. Ich bin ein wenig hilflos und traurig, dass mich die Story so wenig beschäftigt. Eine so junge Frau, die so schnell an einem heimtückischen Krebsleiden zugrunde geht, die zwei Kinder und einen Mann hinterlässt – das sollte doch viel mehr in mir auslösen, mich berühren und traurig machen. Aber es ist zu wenig davon da. Ja, ich habe am Ende geheult, aber schon am Tag danach war kein Funke mehr übrig. Das letzte Kapitel und der Epilog sind toll – so hätte alles sein müssen. Gut, bis auf die Absehbarkeit der einen oder anderen „Kleinigkeit“. Deshalb kann ich nur drei Sterne geben.

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