Rezension

Porträt einer Ehe

Porträt einer Ehe - Robin Black

Porträt einer Ehe
von Robin Black

"Owen war Owen. Owen war ich selbst. Ich war Owen. [...] Wenn Owen ins Zimmer kam, hätte ich ihn vielleicht oft - sozusagen - am liebten umgebracht, dochgleichzeitig hätte ich die meiste Zeit meines Lebens nicht wirklich sagen können, wo ich aufhörte und er begann." (Seite 11)

Owen und Augusta "Gus", beide Künstler, leben ein ruhiges Leben auf dem Land. Versteckt hinter einer Maske der Harmonie und des Friedens, versuchen sie, ihre Ehe zu retten. Seit Augustas Seitensprung mit dem Vater einer ihrer Malschülerinnen, ist das Verhältnis zwischen ihr und Owen kompliziert geworden. Sie versuchen, diesen Umstand hinter Alltagsroutine und kleinen Ritualen zu verstecken und zunächst gelingt ihnen das auch ganz gut. Doch dann zieht Alison in der Nachbarschaft ein, ebenfalls Künstlrin und frisch geschieden. Man trifft sich zum Essen und zum Reden, doch wie lange kann das gut gehen, wenn das Vertrauensverhältnis ohnehin schon stark beschädigt ist?

Ich muss gestehen, am Anfang hatte ich arge Schwierigkeiten, in den Roman hineinzufinden. Dieser ruhige Schreibstil, die Ereignislosigkeit und der starke Fokus auf den Emotionen. Die Art und Weise, wie die Geschichte erzählt wird. Dass das Ende vorweg genommen wird. Ich musste mich durchbeißen, bis es plötzlich klick gemacht hat und der Lesefluss wie von selbst eingesetzt hat. Plötzlich wollte ich mehr über die Ehe von Gus und Owen erfahren, war gespannt auf jeden neuen Besuch von Alison und später auch deren Tochter Nora, achtete auf jedes Detail in der Gestik und Mimik, in den Dialogen. Ab wann ließ sich absehen, was am Ende passiert? 

Porträt einer Ehe vermischt zwei Hauptthemen miteinander. Zunächst porträtiert es eine instabile Ehe, wie sie in jedem Haushalt zu finden sein kann. Einer von beiden Partnern ist fremgegangen und bereut, der andere versucht, zu verzeihen, doch keiner kann wirklich vergessen und etwas scheint unwiderruflich zerbrochen zu sein. Und dennoch. Man bemüht sich weiter, allen Widrigkeiten zum Trotz. Doch wie das Leben so spielt, kann immer wieder Unvorhergesehenes dazwischenkommen und alle guten Vorsätze zunichte machen. 

Und dann ist da noch das zweite große Thema: die Kunst. Nicht ohne Grund sind alle drei Hauptfiguren Künstler. Porträt einer Ehe zeigt, wie sehr sich äußere Einflüsse, Emotionen und veränderte Lebensumstände auf die Kreativität eines Künstlers auswirken, auf sein Schaffen und seinen Zugang zu seiner eigenen Kreativität. 

Etwas abrupt und überraschend kam dann nur noch das Ende - obwohl man das eigentlich schon von Beginn an kannte. Robin Black hat es irgendwie geschafft, dass man das Vorwissen, mit dem man in die Geschichte einsteigt, bis zum Ende wieder verdrängt hat und die letzten Seiten so trotz allem überraschend sind. 

(c) Books and Biscuit