Rezension

Porträt einer Klasse

Der gefährlichste Ort der Welt
von Lindsey Lee Johnson

Bewertet mit 4 Sternen

Mill Valley ist eine ganz gewöhnliche Kleinstadt mitten in Amerika. Auf den ersten Blick wirkt hier alles beschaulich, aber hinter den Kulissen verbergen sich Abgründe. Jeder Bewohner hat seine ganz eigene Geschichte und doch sind alle Geschehnisse unmittelbar miteinander verwoben.

Im Laufe des Buches lernen wir eine Klasse kennen. Die einzelnen Kapitel tragen Namen wie "Die Schöne", "Der Bemühte", "Der Spezialist" etc. und sind jeweils aus der Sicht eines Schülers geschrieben. Im Laufe des Kapitels wird bereits der Schüler, aus dessen Sicht das nächste Kapitel erzählt wird, eingeführt und näher vorgestellt. Dadurch entsteht ein Sog, dem ich mich nur schwer entziehen konnte.

Alle Personen sind sehr individuell und haben ihren eigenen Charakter. Es wird also nie langweilig. Häufig beginnt ein Ereignis aus einer Sicht und das Kapitel endet mit einem Cliffhanger. Erst im nächsten Teil erfährt man aus der Perspektive einer anderen Person, wie das Ereignis endete. Dadurch wird deutlich wie sehr alle Figuren voneinander abhängen, durch das unterschiedliche Erleben wird aber gleichzeitig auch gezeigt, dass sie einander doch auch fremd sind. Diese Art des Erzählens hat mir einfach sehr gut gefallen.

Am Anfang habe ich ein bisschen gebraucht, um mit dem Buch warm zu werden, aber nach den ersten fünfzig Seiten war ich so gefesselt, dass ich den Rest in einem Rutsch hätte durchlesen können. Ab und zu gab es ein paar Stellen, die sich ein bisschen gezogen haben, weil Ereignisse aufgegriffen wurden, die nicht in direktem Zusammenhang mit der Handlung standen. Das liegt natürlich zum Teil daran, dass jedes Kapitel aus einer anderen Sicht erzählt wird und so ständig ein neuer Hauptcharakter mit all seinen Hintergründen eingeführt werden musste. Das ist verständlich, war aber stellenweise ein bisschen zäh.

"Der gefährlichste Ort der Welt" war durch seine Erzählweise für mich ein ungewöhnliches Buch. Auch wenn mir der Einstieg nicht ganz so leicht fiel, hat es mich danach gepackt und begeistert.