Rezension

Potential leider nicht ausgenutzt

Sei mir ein Vater
von Anne Gesthuysen

Bewertet mit 3.5 Sternen

Lilie ist eine alleinerziehende Mutter, die in Paris lebt. Eines Tages erwischt sie Einbrecher in ihrer Wohnung und kann diese durch ihr Erscheinen gerade noch davon abhalten, ein altes Gemälde zu stehlen, welches sie in ihrer Abstellkammer aufbewahrt hatte. Eigentlich war sie davon ausgegangen, dass dieses Bild keinen größeren Wert hat. Es handelt sich um ein Gemälde des Malers Jean Georges Agutte, mit dem Lilie sehr entfernt verwandt ist. Im Rahmen des Bildes entdeckt sie einen mysteriösen Brief von Georgette Agutte, Tochter des Malers und selbst Künstlerin. Als Lilie erfährt, dass ihr Ziehvater aus Deutschland schwer erkrankt ist, macht sie sich auf den Weg, um im beizustehen und nimmt das Gemälde mit, um Näheres dazu herauszufinden. Lilie, ihr Ziehvater Hermann und seine Tochter Hanna begeben sich gemeinsam auf eine Erkundungsreise...

Die Idee zur Geschichte ist eigentlich gut. Ich mag gerne Roadtrip-Geschichten, die auch ein bisschen Familiengeschichte enthalten. Dazu dann einen spannenden Detektivteil und schon hat man ein interessantes Buch vor sich. Leider hapert es hier an der Umsetzung. Die Familiengeschichte, die ich aufgrund des Buchtitels als Hauptbestandteil erwartet hatte, tritt in den Hintergrund. Die geschilderten Personen bleiben uninteressant und beliebig mit wenig eigenem Profil und ohne Tiefe. Da hatte ich mir mehr versprochen. Die Detektivelemente sind leider auch nicht so spannend erarbeitet wie erhofft, fast alles ist vorhersehbar oder wirkt enorm konstruiert.

Was mir gut gefallen hat, war der zweite Erzählstrang über die Malerin Georgette Agutte  und ihren Mann, den Politiker Marcel Sembat. Der war sehr interessant geschrieben und gut recherchiert. Da ich mich kunstgeschichtlich nicht gut auskenne, habe ich viel Neues erfahren über die Künstlerszene aus dieser Zeit. Sprachlich hat das Buch mir sehr gut gefallen und es war auch nicht langweilig. Nur leider etwas zu vorhersehbar und ohne die Emotionalität, die dieser Geschichte gut getan hätte.