Rezension

Potential verschenkt

Sie zu strafen und zu richten - Luke Delaney

Sie zu strafen und zu richten
von Luke Delaney

Bewertet mit 3 Sternen

"Er könnte wesentlich intensiver darüber nachdenken, was wir glauben, als wir anfangs dachten, um es uns so schwer wie möglich zu machen, seinen nächsten Schritt vorherzusagen"

 

"Sie zu strafen und zu richten" ist der vierte Teil der Reihe um DI Sean Corrigan. Der aktuelle Fall ist äußerst brisant: Im Internet läuft ein Live-Video, in dem ein maskierter Mann sein Opfer auf einem Stuhl gefesselt hat, ein Opfer, das aufgrund seiner Verfehlungen nun eine gerechte Strafe erhalten soll. Über die die Zuschauer im Livestream abstimmen können. Das Votum der Zuschauer fällt vernichtend aus, vor laufender Kamera wird der Banker erhängt und stirbt. DI Sean Corrigan ist klar, dass es nicht bei diesem einem Opfer bleiben wird. Die Ermittlungen werden zum Wettlauf mit der Zeit.

 

Nach dem spannenden Einstieg, in dem die Handlung aus Sicht verschiedener Zuschauer geschildert ist, die live bei der Abstimmung über Leben und Tod entscheiden, hatte ich auf einen wirklich spannenden Thriller gehofft. Leider wurde ich enttäuscht, denn nach dem fesselnden Anfang legt sich die Spannung und die Ermittlungen plätschern lange Zeit vor sich hin. Erst im letzten Drittel kommt wieder Schwung in die Handlung, dann steigt auch endlich die Spannung und ab diesem Zeitpunkt war ich auch wieder gefesselt.

 

Das wäre für mich noch ok gewesen, wenn ich wenigstens mit den Protagonisten mitfiebern hätte können. Doch weder mit Sean noch mit einer der anderen Personen bin ich warm geworden. Für meinen Geschmack blieben die Figuren zu oberflächlich.  Sean wurde mir stellenweise sogar richtig unsympathisch. Er verhält sich zu Kollegen unkollegial, der Gipfel war eine Szene, in der er mit seiner Frau und Freunden im Restaurant ist, und sich unmöglich benimmt. Ich habe die Geduld seiner Frau bewundert.

 

Ich bin mit diesem Teil in die Reihe eingestiegen, evtl. ist der Eindruck anders, wenn man die Reihe von Anfang an gelesen hat. Trotzdem schade, denn bei vielen anderen Reihen ist es kein Problem, als Quereinsteiger auch noch einen Bezug zu den Protagonisten zu bekommen.

 

Der Schreibstil enthält teils Bandwurmsätze, teils Sätze deren Sinn sich mir erst nach mehrmaligem lesen erschloss. Was vermutlich an der Übersetzung liegt, für den Lesefluss aber ungemein störend ist.

 

Fazit: Aus dem Thema hätte man deutlich mehr rausholen können, vor allem mehr Spannung, wie ich es bei einem Thriller erwarte. Schade, hier wurde Potential verschenkt.