Rezension

Potenzial verschenkt

Nachtblumen - Carina Bartsch

Nachtblumen
von Carina Bartsch

Bewertet mit 2 Sternen

Schon als bekannt wurde, es würde bald ein neues Werk von Carina Bartsch geben, war ich Feuer und Flamme. Ihre bisherigen Werke mochte ich sehr. Ihre Art zu schreiben bestach durch Witz und ihre Art, den Charakteren Leben einzuhauchen, sie "echt" werden zu lassen.
In "Nachtblumen" kommen viele Figuren auf die Bühne, die viel Platz für Farbe boten, doch bedauerlicherweise fehlten hier die nötige Farben und vor allem der Zauber, um sie lebendig werden zu lassen. Leider konnte ich mich weder mit Jana, der Hauptfigur, noch mit Collin anfreunden. Carina Bartsch skizzierte sie zwar allesamt, jedoch wurden sie mir zu oberflächlich beschrieben, so ganz ohne Tiefe, so ganz ohne Farbe. Besonders bei Jana hätte ich mir da viel mehr gewünscht. Auf über 500 Seiten war sie mir jedoch niemals nahe. Ich verstand sie nicht und konnte auch überhaupt nicht nachvollziehen, aus welchem Grund sie sich in Collin verliebte. War da je ein Knistern zwischen den beiden? Wenn, dann kam von diesen und auch von anderen Emotionen rein gar nichts bei mir an. Selbst die unschönen Kindheitserinnerungen, die Vergangenheit beider, berührte mich absolut nicht. 

»"Menschen sind wie Bücher," sagte er ruhig. "Außen steht der Klappentext für den groben Überblick, und wenn man sie öffnet und hineinschaut, kann man sie gänzlich lesen."«
Zitat aus: "Nachtblumen"

Dabei bewirkt die Ich-Erzählerin, die Jana hier ist eigentlich stets, dass ich eine sehr enge Bindung zur Protagonistin aufbaue und regelrecht  mitleide. Schade, dass dies Carina Bartsch dieses Mal leider nicht bei mir gelungen ist. 
Wer bei "Nachtblumen" eine ähnlich anrührende, romantische Geschichte wie in "Kirschroter Sommer" erwartet, der wird zweifellos enttäuscht sein. In ihrem neuen Roman geht es vorwiegend um die Verarbeitung einer schlimmen Vergangenheit, um die Suche nach sich selbst. Wie man Freundschaft knüpft und sich öffnet. Wie man versucht seine Narben zu akzeptieren, mit ihnen zu leben, anstatt sie zu verstecken. Eine Liebesgeschichte findet erst ziemlich spät, sowie sehr zart statt und war für mich leider absolut nicht nachvollziehbar, oder gar glaubhaft. 
Ich muss leider sagen, dass mir nicht nur die Emotionen in "Nachtblumen" gefehlt haben, sondern ich ebenfalls auf Spannung vergebens gewartet habe. Wirklich viel passiert auf den ersten 350 Seiten nicht. Vieles hätte man getrost streichen können, da es mir nur als schmückendes Beiwerk vorkam.

Fazit:
Mir fehlte in "Nachtblumen" der Humor und vor allem die Emotionen. Zudem blieben mir die Figuren zu fremd und die Spannung gänzlich auf der Strecke. Ich muss leider sagen, dass ich "Nachtblumen" sehr langweilig und enttäuschend fand. Hier wurde sehr viel Potenzial verschenkt.
© www.mybooksparadise.de