Rezension

Prinzessin sein ist doch so schön - oder nicht?

Selection - Kiera Cass

Selection
von Kiera Cass

Bewertet mit 2.5 Sternen

Der Staat Illeá – ehemalige USA – ist nun in ein Kastensystem aufgeteilt. Es gibt insgesamt acht Kasten, von den Einsern, den Royals, bis hin zu den Achtern, den Vagabunden und Obdachlosen. America ist eine Fünf und gehört zu den Künstlern in diesem System.

Eines Tages bekommt America die Einladung zu einem Casting, bei dem der Prinz seine zukünftige Frau und Königin auswählen soll. Doch was geschieht nun mit ihr und Aspen, ihrem heimlichen Freund?

 

Ich habe lange überlegt, mir dieses Buch zu kaufen, ist es doch eigentlich nur ein Mashup aus The Hunger Games und Der Bachelor. Schlussendlich habe ich meinen Kauf dann doch noch durch das schöne mädchenhafte Cover gerechtgertigt. Ein rothaariges Mädchen (angelehnt an America) in einem umwerfenden hellblauen Kleid aus Tüll vor einem eiskristallenen Vorhang. Mehr Prinzessin geht nicht. Ein richtiger pussy magnet, wenn man es so ausdrücken will.

Aber nun zur Story. Viel Neues geschieht in diesem Buch nicht. Wer Panem, Delirium oder andere dystopische Jugendbücher gelesen hat, weiß, was ich meine.

America ist ein ganz normal Mädchen und möchte es am liebsten auch bleiben, blah blah (Katniss). Sie hat einen secret boyfriend, blah blah (Katniss „nur“ einen superheißen best friend/hunting partner). Ihre Familie ist nicht gerade reich und muss von ihr unterstützt werden, blah blah (Katniss). Sie wird in einen Contest geschickt, um zu gewinnen, blah blah (Katniss und Der Bachelor). So viel zu den Gemeinsamkeiten.

Ich finde es ja immer schön, wenn eine Story stetig voranschreitet, nur ist es bei diesem Buch so, dass es der Autorin wohl nicht schnell genug gehen konnte. Die Charaktere sind nicht mehr als oberflächlich dargestellt, man erfährt kaum etwas von den Nebencharakteren, sodass sie eigentlich direkt hätten wegfallen können und sogar die Hauptcharaktere sind irgendwie flach. Ich kaum mir die Kastenwelt Illeá und Americas Alltag auch kaum vorstellen.

Positiv ist, dass das Buch sich sehr leicht und eben auch sehr schnell lesen lässt. Die deutsche Übersetzung finde ich nicht ganz gut gelungen, zumal ich nicht davon ausgehe, dass Jugendliche sowohl in der heutigen Zeit als auch in der Zukunft, in der das Buch spielt (der dritte Weltkrieg hat die USA zu Fall gebracht. Just sayin‘.) Phrasen wie „rechterhand“, „schicklich“ oder „kundtun“ eher selten gebrauchen. Da hat das DUDEN Synonymewörterbuch aber ganze Arbeit geleistet! Bestimmt gibt es Kids, die so reden, aber im Buch klingt es zu aufgesetzt und unspontan.

Nun zu der wichtigsten Komponente eines young adult dystopian novel: die Lovestory!

Endlich!, denkt ihr, Oh Gott!, denke ich.

Neues lesen wir hier auch nicht. Eigentlich hat America alles, was sie will. Essen, wenn auch wenig, Jobaufträge, wenn auch gerade genug, um die Familie zu unterstützen, und einen Freund, (den ich mir wie typisch für solche Geschichten superheiß vorstelle) wenn auch nur einen hemlichen. Aspen ist knapp zwei Jahre älter als America und ein Sechser. Allein deswegen müssen sie ihre Liebe geheim halten, denn im Falle einer Heirat zwischen zwei Kasten steigt oder sinkt die Frau immer in die Kaste des Mannes auf oder ab.

America und Aspen scheinen sich sehr zu lieben, doch als America die Einladung zum Casting bekommt, distanziert Aspen sich abrupt von ihr, was bald in einer Trennung endet. Vollkommen unlogisch und aus schwer nachzuvollziehbaren Gründen. Na, woran erinnet uns denn diese geschickt eingefädelte Storyline, hm?

Aber es soll nicht das letzte Mal sein, dass wir von ihm lesen, sonst wäre es ja auch nicht spannend, duh!

America nimmt alles hin was mit ihr geschieht und trauert ganze drei gefühlte Lesesekunden, bis sie wieder happy-go-lucky durch die Gegend läuft.

Da das Buch aus ihrer Sicht geschrieben ist, müsste man eigentlich erwarten, dass man Seite um Seite um Seite um Seite von ihrer Zerissenheit liest und ihren Herzschmerz und durchlebt/durchleben muss. Scheint sie aber alles relativ kalt zu lassen.

Und dann noch ihre besondere Beziehung zum Prinzen, der hier auch keine unerhebliche Rolle spielt, nein, nein! Und überhaupt. Er mag vielleicht eine vorbildliche Erziehung durch seine Eltern erfahren haben und ein vollkommener Gentleman sein, aber doch nicht mit 19 Jahren, wenn man keine bis kaum Erfahrung mit Mädels hat und das Haus voller liebeshungriger Weiber hat. Ich hätte ihn mir sehr gut als heimliches Arschloch vorstellen können, was dem ganzen das gewisse Etwas und mehr Schwung in die Story gebracht hätte. Eine abgewandte und nicht ganz so krass hardocre-sadistisch wie King Joffrey aus Game of Thrones. Das wäre doch mal was!

Aber leider ist er nun doch ein ganz netter und lieber Kerl.

Falls ihr euch jetzt dazu entschlossen habt, das Buch nicht zu lesen, kann ich es euch wirklich nicht verübeln. Viel habt ihr nicht verpasst und es ist auch eigentlich viel zu abgedroschen um wahr zu sein.

Die Pilot-Episode ist bei The CW total untergegangen und wurde nicht zu einer Serie aufgenommen. Schaaaaaade!