Rezension

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Probleme wälzen im Minutentakt

Weit weg und ganz nah - Jojo Moyes

Weit weg und ganz nah
von Jojo Moyes

Bewertet mit 3 Sternen

Ich hatte mich so drauf gefreut - "Ein ganzes halbes Jahr" hatte ich verschlungen und mir Tränchen der Rührung verdrückt, Eine Handvoll Worte" fand ich herzlich und sympathisch. Und nun bin ich enttäuscht, denn aus meiner Sicht reicht "Weit weg und ganz nah" bei weitem nicht an die beiden genannten Bücher heran.

Ich kann die Intention der Autorin verstehen - sie wollte gerade keinen verkitschten Roman schreiben, in dem die Protagonisten alle schön und reich und problem-unbeladen sind. Trotzdem sollte der Roman ans Herz gehen. Aber irgendwie ... ich weiß nicht, zumindest für meine Begriffe hat das nicht geklappt.

Ich bin mit den Charakteren nicht so recht warm geworden. Erst dachte ich, es braucht einfach vielleicht ein paar Seiten mehr - aber leider kam keine wirkliche Sympathie auf, auch wenn ich die Situation der alleinerziehenden Mutter, die sich und die (nicht ganz einfachen) Kinder und den überdimensionierten Hund mit mehreren Jobs über Wasser halten muss, nachvollziehen kann. Die männliche Hauptfigur wird als Self-Made-Man beschrieben, dem ein dummer Fehler in der Firma zum Verhängnis wird und der einen Prozess über Insiderhandel fürchten muss - auch ein realistisches Szenario. Trotzdem wollte sich das große Mitfiebern nicht einstellen, ich kann nicht mal richtig beschreiben warum.

Ich finde auch, es ist ein wenig zu viel "Problem-Potential" in den Roman hineingestopft worden. Kaum eine Figur, die nicht irgendwas mit sich herumschleppt. Jess (die Alleinerziehende mit Geldsorgen), Ed (der Unternehmer mit einem Prozess am Hals). Jess` Tochter, die ein Mathe-Genie ist, bei der Jess aber das Geld fehlt, um ihr eine adäquate Schulbildung ermöglichen zu können. Jess` pubertierender Ziehsohn Nicky, der sich gern schminkt und aufgrund seiner Andersartigkeit keine Freunde findet. Die Nachbarskinder, die Jess` Kinder mobben. Jess` Ehemann, der (so meint man) tiefe Depressionen hat. Usw. usw. Es war einfach ganz schön viel des Guten und man kann das Buch überhaupt nicht genießen, weil einfach jede Widrigkeit des Lebens von den Figuren mitgenommen wird.

Fazit: Ich befürworte die Intention der Autorin, keinen Schicki-Micki-Liebesroman zu schreiben, sondern den Figuren Probleme aus dem echten Leben" mitzugeben. Aber in diesem Fall wäre aus meiner Sicht weniger mehr gewesen. Das Buch hat mich nicht fesseln können. Deshalb leider nur 3 Sterne.