Rezension

Produktionseinheiten mit Gefühlen

Meine Kuh will auch Spaß haben. Ein Plädoyer gegen die Massentierhaltung - Astrid Lindgren, Kristina Forslund

Meine Kuh will auch Spaß haben. Ein Plädoyer gegen die Massentierhaltung
von Astrid Lindgren Kristina Forslund

Zusammen mit der Tierärztin Kristina Forslund hat Astrid Lindgren zwischen 1985 und 1989 Kolumnen in der schwedischen Tageszeitung "Expressen" veröffentlicht, die sich kritisch mit der Massentierhaltung auseinandersetzen. Diese wurden bereits 1990 in einem Buch gesammelt, das nun mit einem aktualisierten Nachwort von Kristina Forslund neu herausgegeben wurde. Das Buch ergänzt die Kolumnen durch Gespräche und Kommentare der beiden Autorinnen, die die Artikel einordnen und über Hintergründe und Gesetzeslage aufklären.

Leider ist das Thema heute noch genauso aktuell wie vor 30 Jahren. Wenn Lindgren an Politik und Verbände appelliert, das Tierwohl wieder stärker in den Fokus zu rücken und Nutztiere nicht als reine "Produktionseinheiten" anzusehen, dann wünscht man sich, ihr Gang an die breite Öffentlichkeit wäre erfolgreich gewesen. Doch die geschilderten und angeprangerten Missstände gibt es leider immer noch (wenn nicht gar verstärkt): mit Antibiotika vollgepumpte Kühe, die ihr gesamtes Leben gemästet in kleinen Ställen verbringen, ohne jemals eine Wiese gesehen zu haben - da wird einem beim Lesen ganz anders.

Man merkt, dass Lindgren das Schreibhandwerk versteht. Anschaulich zeigt sie auf, dass Tiere durchaus fühlende Wesen sind und als solche auch gut behandelt werden sollten. Viele Aussagen und Formulierungen wiederholen sich leider. Was in einzelnen Artikeln weniger ins Gewicht fällt oder sogar eine gewisse Kontinuität darstellt, wirkt komprimiert in einem Buch etwas störend.

Neben Kristina Forslunds Nachwort zur aktuellen Lage (2018) in Schweden hätte ich mir noch ein Nachwort eines deutschen Tierschützers zur Situation hierzulande gewünscht. Wie sieht in Deutschland die Gesetzeslage aus und wie war es in den 80er Jahren im Vergleich zu den von Lindgren geschilderten Zuständen?

Gerade in der heutigen Gesellschaft ist das Thema Fleischproduktion (billig und viel, aber auf Kosten der Tiere) aktueller denn je. Die Kolumnen rufen Empörung hervor und regen dadurch zum Nachdenken, auch über den eigenen Konsum tierischer Produkte, an. Deshalb würde ich das Buch Interessierten zum ersten Einlesen in die Thematik weiterempfehlen.