Rezension

Provenzalischer Genuss

Das Grab unter Zedern
von Remy Eyssen

Bewertet mit 5 Sternen

Krimigenuss pur - so gefällt es mir!
  - Ein Krimi mit einigen Verdächtigen, der zum Miträtseln einlädt
  - Ein logisch konstruierter Fall mit glaubwürdigen Charakteren
  - Ein Schauplatz, der viel Provenz-Atmosphäre vermittelt
Paul Simon wird verdächtigt, seine Tochter ermordet zu haben, wird inhaftiert, aber nach 5 Jahren mangels Beweisen aus der Haft entlassen. Er kehrt in seinen Heimatort zurück, wo er weiter als Kindermörder angesehen und entsprechend behandelt wird. Der Fall muss nun neu aufgerollt werden und führt zu weiteren Morden, neuen Erkenntnissen und neuen Gefahren. Der Rechtsmediziner Leon Ritter gewinnt durch seine präzise Arbeit neue Einsichten und beginnt privat zu ermitteln, was ihn in große Bedrängnis bringt, aber schließlich den komplexen Fall aufklärt.
Nach dem dramatischen Prolog beginnt die eigentliche Handlung zunächst recht unspektakulär, entwickelt sich aber schnell zu einem spannenden Kriminalfall, in dem man mitfiebert, um den Täter endlich zu ermitteln. Mir ging es so, dass ich das Buch ungern aus der Hand gelegt habe, was natürlich auch am lebendigen Schreibstil des Autors liegt, auf der einen Seite das provenzalische Lebensgefühl vermittelt, auf der anderen Seite aber auch einen verzwickten, aber durchaus nachvollziehbaren Kriminalfall aufbaut.
Der Hauptprotagonist Dr. Leon Ritter ist mir sehr sympathisch, da er ein aufrechter Charakter ist, der auch bereit ist, gegen den Strom zu schwimmen, aber nicht radikal, sondern in liebenswürdiger Art und Weise. Er verfügt über einen feinen Humor, der sich in vielen Situationen zeigt, teilweise als Ironie. Er hat den Tod seiner früheren Frau Sarah weitgehend überwunden und genießt wieder das Leben, gemeinsam mit der Kommissarin Isabelle Morell und deren Tochter. Leon und Isabell bilden ein gutes Ermittler-Duo, wobei jeder auch mal Alleingänge unternimmt.
Ich kann das Buch jedem empfehlen, der bodenständige Krimikost mag, ohne derbe Brutalität oder sensationsträchtige Aktionen. Es macht Spaß, das Buch zu lesen, und ich muss gestehen, dass dies mein erster Leon-Ritter-Krimi war, es aber sicher nicht mein einziger bleiben wird.