Rezension

Psychologisch raffinierter Thriller

Wenn das Eis bricht - Camilla Grebe

Wenn das Eis bricht
von Camilla Grebe

Bewertet mit 4 Sternen

In ihrem Psychothriller "Wenn das Eis bricht", lässt Camilla Grebe ihre drei Protagonisten aus der Ich-Perspektive erzählen.
Der 49jährige alleinstehende Polizist Peter Lindgren bekommt es mit einem brutalen Mordfall zu tun. Eine junge Frau wurde enthauptet. Die Wohnung, in der sie gefunden wurde, gehört Jesper Orre, einem erfolgreichen Geschäftsmann, der spurlos verschwunden ist. Und dann gibt es noch einen alten, ungelösten Mord.
Peter ist für mich der schwächste Charakter. Wenig sympathisch und auch kein guter Ermittlertyp. Sehr gut dagegen sein Zusammenspiel mit Hanne, meinem Lieblingscharakter. Die Psychologin wird zu dem Mordfall hinzugezogen. Sie leidet an beginnender Demenz und fürchtet sich davor, ihr Ich zu verlieren. Wie ihre Realität zerbröselt und sie gleichzeitig versucht, die Zeit, die ihr noch bleibt, zu nutzen, - das hat die Autorin fabelhaft dargestellt.
Der dritte Charakter, Emma, erlebt das Geschehen anders. Ihre Erzählung beginnt zwei Monate vor dem Mord und arbeitet auf den Tag X hin. Durch diesen erzählerischen Kniff erzeugt die Autorin noch jede Menge Spannung.
Am Anfang glaubt man den Fall relativ leicht durchschaunen zu können, aber nach und nach wird er immer undurchsichtiger.

Was mir nicht so gut gefallen hat, sind die vielen Rückblenden und dass das Buch für die Handlung ein wenig zu lang war. Jede Untiefe aus dem Leben der 3 Hauptcharaktere wird szenisch erzählt. Das war mir ein wenig zu viel.
Die Polizei- und Ermittlungsarbeit kommt zu kurz. Gefühlt findet die Polizei ganz lange überhaupt nichts heraus, was auch nicht ganz mein Geschmack war.
Trotzdem ein gutes Buch mit verdienten vier Sternen.