Rezension

Pulaski und Meyers ermitteln wieder

Racheherbst
von Andreas Gruber

Bewertet mit 5 Sternen

Eine Frauenleiche wird in Leipzig im Wasser gefunden. Schlimm zugerichtet, nahezu jeder Knochen wurde ihr gebrochen und sie wurde ausgeblutet. Walter Pulaski, angestellt beim Kriminaldauerdienst und demzufolge als erster am Fundort, nimmt alles auf und gibt es an seine Kollegen im LKA weiter. 
Natalie, die Tote, war eine junge Prostituierte. Der Stellenwert nach Wichtigkeit der Aufklärung lag im LKA bei Prostituierten nicht besonders hoch, was Pulaski auf eigene Faust ermitteln lässt.
Bedrängt und gefordert wird er dabei von Mikaela, der Mutter von Natalie. Sie hatte sich gerade auf unfeine Art von ihrem despotischem Mann getrennt und ist nun auf der Flucht vor ihm. Sie will wissen, wer Natalie umgebracht hat und was wo ihre zweite Tochter Dana abgeblieben ist.
Sie heftet sich an Pulaskis Fersen und bremst ihn selbst aus, indem sie ihn austrickst. Dabei bringt sie sich zunehmend in Gefahr.

Evelyn Meyers, Strafverteidigerin in Wien, hat inzwischen ihre eigene Kanzlei. Sie will den Fall eines Arztes übernehmen, der unter Mordverdacht steht. Ihr Lebensgefährte Patrick, der neben seiner eigenen Detekteiaufgaben auch für sie Recherchen und Nachforschungen betreibt, warnt sie vor dem Arzt und rät ihr, den Fall nicht zu übernehmen. Da er andererseits ein Mandat der Eltern der Toten angenommen hat, kann er ihr nicht helfen, um nicht in Interessenkonflikt zu geraten. Sie übernimmt den Fall und bringt sich im Lauf der eigenen Ermittlungen selbst in Gefahr...

Drei Jahre sind ins Land gegangen, seit wir als Leser an den Ermittlungsarbeiten von Walter Pulaski und Evelyn Meyers teilhaben konnten. 
Pulaski ist zwischenzeitlich zum Nichtraucher geworden, seine Tochter befindet sich in Edinburgh zu einem Sprachkurs.
Evelyn Meyers hat die Kanzlei verlassen und ihre eigene aufgebaut, die recht gut läuft. Sie lebt mit Patrick zusammen, der eine Detektei hat und auch für sie Nachforschungen betreibt.

Als Pulaski sich darauf einlässt, gemeinsam mit Mikaela, der Mutter der Toten, nach dem Mörder zu suchen, konnte er noch nicht ahnen, auf was er sich einlässt. Mikaela ist zu allem entschlossen und trickst selbst Pulaski das ein oder andere mal aus. Er weiß nicht, ob er sie erwürgen oder bewundern soll. Er hat eine Schwäche für sie, erinnert sie ihn doch an seine verstorbene Frau.
Die gemeinsame Suche führt sie durch mehrere Städte, über Prag nach Wien, wo sie auf die Anwältin Meyers treffen.
Ihre beiden Fälle scheinen zum gleichen Ziel zu führen.

Endlich ist Pulaski wieder da. Ein Mann, den man einfach mögen muss. Er arbeitet aus gesundheitlichen Gründen bei Kriminaldauerdienst, kann es aber noch immer nicht lassen, auf eigene Faust zu ermitteln. 
Als er mit dem Fall Natalie konfrontiert wird, sieht er rot, als er feststellen muss, dass die Kollegen beim LKA seine Vermutungen und Hinweise nicht ernst nehmen und nur, weil sie eine Prostituierte war, den Fall auch schnell zu den Akten legen wollen. Er hat seine eigenen Methoden, die nicht immer ganz legal sind, um ans Ziel zu kommen. Pulaski hat sich in den Fall verbissen und das kann für den Mörder nicht gut sein.  

Andreas Gruber ist es gelungen, mich in sein Buch hineinzuziehen und nicht mehr loszulassen. 
Die Thematik der Phosphortätowierungen war für mich total neu und faszinierend zugleich. Was der Autor aus dem Thema gemacht hat, ist beängstigend und für mich menschlich nicht nachvollziehbar.
Der Spannungsbogen wurde bereits zu Beginn schon hoch angesetzt und schaffte es mühelos, weiter zu steigen. Selbst wenn man möchte, man kann das Buch nicht aus der Hand legen und man staunt selbst, wie schnell man die 500 Seiten gelesen hat. Als Leser wurde ich förmlich festgehalten und ins Buch inhaliert.

Die Protagonisten Pulaski, Meyers und auch Mikaela sind sympathisch, geradlinig und zielorientiert. Sie lassen ein einmal anvisiertes Ziel nicht aus den Augen, selbst wenn sie sich damit in Gefahr bringen.  

Ich weiß nicht so recht, ob man Andreas Gruber fürchten oder bewundern soll. Seine grausamen und absonderlichen Ideen, die er in seinen Büchern umsetzt, sind entweder genial ausgedacht oder einem kranken Hirn entsprungen.
Da ich ihn kürzlich bei einer Lesung kennenlernen durfte, tendiere ich in Richtung genialer Autor.
Mein Urteil über ihn und seine Bücher hat sich mit diesem Buch weiter manifestiert, ich bleibe weiterhin Fan und bin schon gespannt, womit er mich das nächste Mal in Angst und Schrecken versetzen will.

Ein Thriller, den ich sehr gern weiterempfehle.