Rezension

Quoth the raven: Nevermore.

Nevermore - Kelly Creagh

Nevermore
von Kelly Creagh

Bewertet mit 3.5 Sternen

Isobel ist Cheerleader, Isobel hat einen tollen Freund, trägt pinke Klamotten und ist beliebt. Als sie ein Schulprojekt machen muss, und das zu zweit, ist sie nicht sehr begeistert. Varen ist der totale Außenseiter mit schwarzen, langen Haaren und Goth-Klamotten. Zwei Welten treffen aufeinander und verstehen sich ziemlich gut. Nur komisch, dass Isobel Albträume bekommt und die Traumwelt von Varen sie fasziniert' Kann das gut gehen?

'Quoth the raven: Nevermore.'

Kann ein Jugendbuch, die Brücke zu Edgar Allan Poe schlagen, ohne lächerlich, nichtssagend und grausig zu sein? Diese Frage steht über allem.
Das erste Kapitel ist dazu da, Edgar Allan Poe kurz zu begleiten und ich muss gestehen, dass habe ich erst gar nicht verstanden. Denn danach begeben wir uns in den normalen Alltag von Isobel, der mit Schule, Familie und Freund voll ausgelastet ist. Wir begleiten sie durch ihr normales Leben bis zu diesem Schulprojekt. Da treffen wir auf die normale Jugendbuchidee: Beliebter Jugendlicher trifft auf Außenseiter. Altbekannte Geschichte also, die hier gut begonnen wird.

Isobel ist ein Mädchen, das es an jeder Schule gibt. Beliebt, in einer Clique und recht zufrieden. Bis sie mal beginnt, nachzudenken und merkt, dass nicht alles Gold ist, was glänzt. Jeder Mensch hat seine Abgründe und ich glaube, der von Isobel ist, dass sie bis zu ihrem 17. Lebensjahr sehr wenig nachgedacht hat. Sie ist das typische blonde Mädchen, das einen tollen Freund hat, dem sie völlig hörig ist. Gut, dass sie sich etwas entwickelt und durch die Bekanntschaft mit Varen die Augen öffnet. Die Veränderung der Figur hat mir gut gefallen, auch wenn manche Wandlungen recht plötzlich kommen.

So frage ich mich, warum sie nie bemerkt hat, dass ihr 'Freund' sie fast kontrolliert und mit ihr spielt. Sie lässt sich alles gefallen. Muss das sein?
Varen ist mir sofort sympathisch, weil er zwar in der Rolle des Außenseiters steht, aber selbst viel Persönlichkeit verkörpert. Seine Haare, seine Klamotten, sein Charakter ' alles passt perfekt zusammen und er ist für mich der wahre Held dieser Geschichte.
Bis fast zum Schluss (ich schätze Seite 400) ist es eine nette Jugendbuchgeschichte mit ein paar Dingen, die zum Grübeln einladen. Es passiert zum Beispiel etwas, was eigentlich nicht sein kann. Der Leser erklärt es sich einfach mit viel Verstand und sucht Möglichkeiten, die in die Teenegeschichte passen.

Doch dann packt die Autorin ihre Edgar Allan Poe Affinität aus und das Buch wird zu einem Fantasy-Roman-Ding. Zwischendurch lässt sich tatsächlich alles durch Realität erklären und dann driftet es in etwas ab, was ich nicht verstehen kann. Mir hätte es vollkommen gereicht, wenn es eine Jugendliche-Mobbing-Schule-Poe Geschichte gewesen wäre und nicht noch eine Albtraum-Fantasy-Alles durcheinander-Geschichte.
Das Ende hat mich ziemlich verwirrt und lässt den Charakter von Varen ziemlich ärmlich wirken. Er verliert an Zugkraft und ich bin zum Schluss froh, dass ich noch gute 400 Seiten gelesen habe und die letzten Seiten nur für den banalen Abstrich von 1,5 Sterne reichen.