Rezension

Rabenkuss

Rabenkuss - Anja Ukpai

Rabenkuss
von Anja Ukpai

Bewertet mit 3.5 Sternen

Der neue fantastische Jugendroman von Anja Ukpai namens „Rabenkuss“ ist der zweite und finale Band rund um den Teenager June und dem geheimnisvollen Rabenlord. Hierbei ist es sinnvoll, dass man bereits den ersten Teil „Rabenherz“ gelesen hat, denn „Rabenkuss“ schließt nahtlos an den Vorgänger an.

 

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):

June ist bis über beide Ohren in Jacob verliebt und kann es gar nicht abwarten, ihn endlich wieder in die Arme zu schließen. Als sie aber erneut von geisterhaften Erscheinungen heimgesucht wird, ist sie sich sicher, dass der Rabenlord wiedererwacht ist. Wie zornig er ist, zeigt sich, als einer von Junes Mitschülern sich plötzlich in Luft auflöst – nur eine Handvoll Federn bleibt zurück. June bekommt es mit der Angst zu tun. Sie muss herausfinden, wer der Rabenlord ist, bevor noch Schlimmeres geschieht. Doch welche Rolle spielt Jacob dabei? Ist er vielleicht sogar selbst in Gefahr?

 

Der erste Teil hat mich hin- und hergerissen. Die Grundidee hat mir wirklich gut gefallen, dennoch konnte mich dieser nicht vollständig überzeugen. Und auch bei der Fortsetzung bin ich zwiegespalten.

Der Schreibstil von Anka Ukpai ist leicht und jugendhaft. Der Jugendroman hat sich flüssig lesen lassen und auch diesmal fliegen die Seiten nur so dahin. Auch diesmal haben mir die Kapitelanfänge wieder gut gefallen. Diese sind zum Beispiel Einträge aus dem Tagebuch des Rabenlords, Passagen aus den Büchern des fiktiven Mediums Jadoo oder auch Zitate von Shakespeare. Diese haben gut zum Inhalt gepasst und haben das Werk noch zusätzlich interessant gemacht. Ukpai schafft es, das Buch permanent spannend zu halten. Viele unverhoffte Wendungen und Konflikte, die es zu lösen gilt, werden eingebaut. Auch die offenen Fragen aus dem ersten Band werden beantwortet. Zusätzliche Fragen werden aufgeworfen und ebenfalls beantwortet. Als Leser erfährt man endlich mehr über die Prophezeiung und den Fluch des Rabenlords. Ich finde, dass dies geschickt umgesetzt wurde. Denn diese Prophezeiung muss erst vollständig gefunden werden und wird gekonnt in den Verlauf der Geschichte eingebaut. Auch inhaltlich konnte mich die Prophezeiung überzeugen, ich fand diese durchaus gelungen und überzeugend.

Im zweiten Teil „Rabenkuss“ steht wieder June im Mittelpunkt. Sie ist die heimliche Stipendiatin des Internats Saint Gilberts. June ist über beide Ohren in den Neuling Jacob verliebt. Jedoch ist diese Verliebtheit ein Wechselbad der Gefühle. In der einen Situation küsst er sie, nur um am folgenden Tag mit Junes Rivalin Rachel zu flirten. Zwar wirkt June auf der einen reifer im Vergleich zum ersten Teil- sie will die Prophezeiung erfüllen und den Rabenlord finden und geht dabei auch Risiken ein. Dennoch wirkt sie auf mich immer noch recht naiv. Lässt sich nur zu gerne von ihren Gefühlen leiten. Leider ist sie für meinen Geschmack noch immer recht weinerlich, mir ist dies ein bisschen zu viel Teenager.

Die Aufklärung in Bezug auf den Rabenlord fand ich recht interessant und auch die Umsetzung, wie June zur Auflösung dieses Rätsels gelangt, hat mir gut gefallen. Meine Vermutung, wer denn der Rabenlord sein könnte, hat sich jedoch bestätigt. Die eingestreuten Hinweise kann man mit ein bisschen Aufmerksamkeit recht frühzeitig deuten und somit auch die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Aber dass sich meine Vermutung bestätigt hat, hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan.

Schade finde ich es, dass die Nebencharaktere auf mich immer noch recht blass gewirkt haben. June wird recht ausführlich beleuchtet, doch ihre Familie und ihre besten Freunde wirkten auf mich recht eindimensional. Nur auf Tante Phoebe wird mehr eingegangen.

Außerdem finde ich, dass im zweiten Teil etwas die Atmosphäre verloren geht. In „Rabenherz“ fand ich die mystische Atmosphäre sehr gekonnt, fast spürbar. In „Rabenkuss“ hat mir diese etwas gefehlt. Ich kann hierbei gar nicht genau festmachen, woran dies liegt. Es gibt auch im zweiten Teil einige Szenen mit Geistern oder auch geheimnisvollen Raben, dennoch wird meiner Meinung nach keine überzeugende Atmosphäre aufgebaut.

 

Anja Ukpai hat mit „Rabenkuss“ eine spannende Fortsetzung geschrieben. Mir haben die Grundidee und auch der Schreibstil gut gefallen. Leider war mir die naive und weinerliche Art der Protagonistin June manchmal etwas zu viel. Hierfür möchte ich 3,5 Sterne vergeben.