Rezension

Rachel Eisenbergs erster Fall

Eisenberg
von Andreas Föhr

Bewertet mit 5 Sternen

Im Münchener Stadtbezirk Sendling wurde am Isarabschnitt „Am Flaucher“ eine tote Studentin aufgefunden. Johanna Mend, so heißt die Tote, wurde erstochen. Das ist nicht unbedingt eine außergewöhnliche Todesart. Außergewöhnlich ist es jedoch, auf welche Art und Weise die Leiche verstümmelt wurde. Als dringend tatverdächtig wurde ein Obdachloser festgenommen.

Als die Rechtsanwältin Rachel Eisenberg morgens ihr Haus verlässt um zur Arbeit zu fahren, wird sie von einer obdachlosen Frau angesprochen. Diese bittet Rachel darum, ihren obdachlosen Kumpel in einer Mordsache zu vertreten.

Als Rachel Eisenberg sich zum 1. Mal mit ihrem neuen Mandanten trifft, erwartet sie eine Überraschung. Bei dem tatverdächtigen Obdachlosen handelt es sich um Heiko Gerlach ehemals Heiko Opitz, einem Physikprofessor, mit dem Rachel selbst vor einigen Jahren liiert war.

Bei Akteneinsicht fällt Rachel auf, dass die Ermittlungen im Flaucher-Fall etwas schlampig geführt wurden und man die Verurteilung einzig und alleine auf die am Tatort gefundene DNA stützt, die jedoch eindeutig von Gerlach stammt.

Wird Rachel Eisenberg es schaffen, Heiko Gerlachs Unschuld zu beweisen?

„Eisenberg“ ist der 1. Kriminalfall der Münchener Strafverteidigerin Rachel Eisenberg. Gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Sascha, führt sie eine gut gehende Anwaltskanzlei. Privates und berufliches zu trennen ist nicht immer ganz einfach, aber die Beiden haben einen guten Weg gefunden, ihre Kanzlei trotzdem erfolgreich zu führen. Über ihre privaten Probleme wird der Leser natürlich in Kenntnis gesetzt, sie sind aber meiner Meinung nach sehr geschickt in die Geschichte eingewoben.

Rachel Eisenberg ist ein sympathischer Charakter. Anfangs erscheint sie etwas herablassend und sehr auf ihren gesellschaftlichen Status bedacht, der Eindruck verschwindet jedoch schnell zu Gunsten einer wirklich hellwachen und aufmerksamen Anwältin. Dass es sich bei dem vermeintlichen Täter um ihren Ex handelt, macht die Sache nicht wirklich einfach für sie, aber sie möchte Heiko Gerlach helfen seine Unschuld zu beweisen.

Dass sich Rachel die eine oder andere Information auf nicht so ganz legale Weise beschafft, sollte man natürlich nicht gut heißen, aber in diesem Fall hat ihre Vorgehensweise letztlich zur Aufklärung des Falles geführt, weswegen man nicht allzu scharf über die Anwältin richten sollte. Ihr Auftritt vor Gericht war für mich eines der Highlights des Buches. Sie hat der Vertretung der Anklage ihre schlampigen Ermittlungen regelrecht um die Ohren gehauen und die Richterin, die sonst eher für einen schnellen Prozess bekannt ist, für den Fall interessieren können.

Aufgrund privater Probleme ist der Angeklagte Heiko Gerlach in die Obdachlosigkeit gerutscht. Er schafft es, nicht nur Rachel von seiner Unschuld zu überzeugen, aber er ist irgendwie ein merkwürdiger Typ. Im Laufe der Geschichte weiß man als Leser oft nicht mehr, ob Gerlach nun die Wahrheit sagt oder nicht.

Sascha, der Ex-Mann von Rachel, spielt natürlich in ihrem privaten Leben noch eine Rolle, denn sie haben eine gemeinsame Tochter: Sarah. Diese ist gerade in einem schwierigen Alter, versucht sich in ihrer Religion gerade neu zu orientieren und Rachel wird durchaus auch schon mal zur Schulleiterin zitiert. Der ganz normale Familien-Wahnsinn also.

Das Buch ist von der ersten bis zur letzten Seite spannend. Der Schreibstil des Autors ist sehr angenehm zu lesen und man merkt, dass Andreas Föhr Ahnung von der Materie hat, denn er hat Rechtswissenschaften studiert und als Jurist gearbeitet.

Am Ende des Kriminalromans blieb nur eine einzige Frage offen, deren Antwort der Leser hoffentlich 2018 im nächsten Buch mit Rachel Eisenberg findet. Ich freue mich schon jetzt auf ein Wiedersehen mit Rachel und bis dahin schaue ich mir gerne einmal das Ermittlerteam „Wallner und Kreuthner“ an, das im ebenfalls im Bayerischen Raum ermittelt.