Rezension

Rasanter, atmosphärisch dichter Roman

Tram 83 - Fiston Mwanza Mujila

Tram 83
von Fiston Mwanza Mujila

Mit Tram 83 hat Fiston Mwanza Mujila einen Roman vorgelegt, der mit einem atmosphärisch dichten, stets dem Gefühl des Getriebenen nahen Erzählgeschwindigkeit daherkommt. Man muss sich womöglich erst an diesen Sprachstil voller Einschübe, Aufzählungen, Unterbrechungen („Was sagt die Uhr?“) und bewusster Wiederholungen („Was sagt die Uhr?“) gewöhnen. Wie wirre Stimmen in einer lauten Disko mutet es an. Doch nach der Eingewöhnung folgt der Rausch. Wild, rasant, wirr, unzähmbar, gewagt – einfach herausragend ungewöhnlich und ungewöhnlich herausragend, aber stets einer mitreißenden Melodie folgend.

Wonach strebt ein Mensch, wenn die Umgebung das Leben unermüdlich erschwert? In einer Großstadt namens Stadtland, ein fiktiver Ort irgendwo in Afrika, lernt man das Leben von seiner ungemütlichen Seite kennen. Das Einzige, das hier zählt, ist die kurzfristige Befriedigung des Glücks. Es herrschen Kriminalität, Drogen und der Rausch nach Diamanten und dem schnellen Geld: „Im Anfang war der Stein, und der Stein schuf den Besitz und der Besitz den Rausch, und im Rausch kamen Menschen jedweder Gestalt, die schlugen Bahntrassen in den Fels, fertigten ein Leben aus Palmwein und erdachten zwischen Markt und Minen ein System.“ Stadtland hat sich militärisch vom Hinterland losgesagt. Es wird von einem abtrünnigen General regiert, der auch die Macht über die Diamantenminen hat.

Fiston Mwanza Mujila beschreibt in seinem Roman Tram 83 das Leben in einer „failed City“, in der Moral keine Rolle mehr spielt. Eine Stadt, in der der Strom rationiert ist, und die auf „den Grundsätzen Überlebenskampf, Edelsteine und Kalaschnikows beruhte“ – eine Stadt, welche die Globalisierung vielleicht schon weit hinter sich gelassen hat; oder noch weit davon entfernt ist. Der Mittelpunkt der Stadt ist das Tram 83, eine Mischung aus Bar und Bordell. Wenn die Nacht anbricht, kommen hier alle gesellschaftlichen Schichten zusammen, um die Härte des Alltags zu vergessen: Minenarbeiter, Studenten, Prostituierte und auch die ausländischen Geschäftsleute. Hier verdichtet sich die Atmosphäre: es ist laut, schwitzig, düster, exzessiv, ungezähmt und gesetzlos. Hier geht es einzig um Geld, Drogen und Sex. In Teilen ist es nichts anderes als eine Art Studio 54 Afrikas.

Die vollständige Rezension unter https://buecherherbst.wordpress.com/2017/02/16/alle-wege-fuehren-ins-tram-rezension-fiston-mwanza-mujila-tram-83-buecherherbst-buecherblog-buchtipp-paul-zsolnay-verlag/​