Rezension

Realistisch

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst - Shani Boianjiu

Das Volk der Ewigkeit kennt keine Angst
von Shani Boianjiu

Bewertet mit 4 Sternen

Ich strecke die Arme nach vorn, als wollte ich die Dunkelheit hinter die Betonabsperrung schieben. Ich flechte meine Haare und flechte sie noch straffer, obwohl ich weiß, dass mich stundenlang keiner sehen kann. Schließlich erlaube ich mir ein Gähnen und schaue auf den Munitionsbunker runter, der sich unter dem kleinen Hügel versteckt, auf dem ich stehe. Die Acht-Stunden-Schicht und die Nacht dehnen sich aus und kreisen vor mir wie meine Zukunft. Als mir das Warten fast unerträglich vorkommt, lege ich aus Steinen meinen Namen. Yael.

Das Buch erzählt die Geschichte von Yael, Lea und Avishag, drei Freundinnen, die im isrealischen Grenzgebiet leben und ihren Wehrdienst ableisten müssen. Es fällt mir schwer eine kurze Zusammenfassung des Inhalts zu finden, denn tatsächlich passiert unglaublich viel in diesem Roman. Sie werden getrennt, zum Grenzschutz eingeteilt, verlieben sich, entlieben sich, erleben Terroranschläge, Gleichmut gegenüber Grausamkeiten, denken sich Menschen und Geschichten aus und verlieren den Bezug zu Realität und (Tag-)Traum.

Manchmal war ich verblüfft von der Selbstverständlichkeit, mit der Granateneinschläge und Attentate hingenommen werden, dann wieder treten die seelischen Wunden so offen zutage, dass ich als Leserin den Schmerz kaum auszuhalten glaube. Shani Boianjiu schreibt israelischen Alltag und wegen der aktuellen Ereignisse wollte ich das Buch lesen, um zu verstehen.

Ich habe einen Einblick bekommen, der Licht ins Dunkel bringt. Nicht viel, doch mehr als ich eigentlich sehen wollte. Es ist traurig, was im Nahen Osten passiert - es ist Alltag für alle, die dort leben..