Rezension

Realistisch

Marthas Widerstand - Kerry Drewery

Marthas Widerstand
von Kerry Drewery

Bewertet mit 5 Sternen

Martha soll mitten auf der Straße einen Mann umgebracht haben und wird deswegen angeklagt. Das Volk hat ab diesem Zeitpunkt die Möglichkeit telefonisch abzustimmen, ob sie schuldig oder unschuldig ist. Schnell zeigen die Umfragen, dass das Volk sie für schuldig hält. Bei einer Verurteilung wartet der sichere Tod auf Martha. Ist Martha wirklich schuldig oder verfolgt sie noch einen ganz anderen Plan?

Die Idee, die hinter der Dystopie steckt, ist absolut kreativ und auch aktuell. In Zeiten von DSDS oder das Dschungelcamp erscheint das abstimmten via Telefon über die Schuld oder Unschuld gar nicht so abwegig, sodass der Roman auf mich schrecklich realistisch wirkt. Mittlerweile kann man in unserem Fernsehprogramm verfolgen, wie andere Menschen Heiraten, ihre Kinder bekommen oder ihre große Liebe suchen. In Marthas Welt treiben die Meiden die Unterhaltung auf die Spitzte, indem sie die Verurteilung eines Menschen und die Hinrichtung zu einem „unterhaltsamen“ Spektakel verwandeln. Dabei beeinflusst der Sender geschickt, was gezeigt wird, sodass die Zuschauer stark beeinflusst werden und ein völlig unschuldiger Mensch auf einmal absolut schuldig wirkt, sodass eine „Volksabstimmung“ keineswegs gerechter als ein Gericht ist, denn auf aussagekräftige Beweise, wie z. B. Fingerabdrücke, wird vollkommen verzichtet und nur die überzogenen Darstellungen des Senders dienen als Entscheidungshilfe und so steht eher der Spaß im Vordergrund und tatsächliche Gerechtigkeit zählt nicht. Auch wird die Schere zwischen reich und arm aufgrund dessen wesentlich größer, da die Reichen wesentlich mehr Möglichkeiten zum Abstimmen haben.

Kerry Drewery hält sich nicht mit einer langen Einführung auf und so ist man schon im ersten Kapitel mittendrin. Schon auf den ersten Seiten erlebt man Marthas Verhaftung hautnah mit. Die Story wird aus verschiedenen Perspektiven erzählt, sodass man auch weiß, was außerhalb des Gefängnisses passiert und die Geschichte durchaus abwechslungsreich ist, da nicht nur die Gefangenschaft thematisiert wird. So wird verdeutlicht, was die Verhaftung von Martha für Auswirkungen aus verschiedenen Personen hat. 
Der sparsame Umgang mit Informationen bezüglich der Absichten von Martha hat mich etwas gestört. Natürlich möchte ich nicht schon nach den ersten zehn Seiten alle Pläne und Absichten kennen aber viele Informationen wurden erst zum Ende des Romans durch Rückblenden wirklich offen gelegte. Ich habe mich daher die ganze Zeit gefragt, was Martha damit wirklich bezwecken will und warum.

Der Schreibstil der Autorin passt perfekt zu der düsteren und ernsten Stimmung des Romans und ist daher eher gradlinige und nicht als verschnörkelt oder blumig zu beschreiben. Die Fernsehshow wird als Drehbuch dargestellt, sodass immer schnell klar wird, wo man sich gerade befindet und es wieder Zeit für die perverse Show ist.

Insgesamt konnte mich die kreative und realistische Idee des Romans absolut überzeugen. Wer also auf eine Dystopie Lust hat, die sich deutlich vom Rest des Genres abhebt wird bei „Marthas Widerstand“ definitiv fündig.

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