Rezension

Realistische Dystopie in der nahen Zukunft

Eine amerikanische Familie - Lionel Shriver

Eine amerikanische Familie
von Lionel Shriver

Bewertet mit 3 Sternen

Die USA 2029: Eine schwere Finanzkrise hat das Land erschüttert und den Dollar als Zahlungsmittel unfähig gemacht. Wie viele andere Menschen leidet die Mehrgenerationenfamilie Mandible unter der Situation und muss ihre Bedürfnisse stark einschränken, um überhaupt über die Runden zu kommen. Während es Florence Mandible einigermaßen gelingt, mit dem Wenigen zu überleben, fällt es ihren Verwandten, die sonst in besseren Verhältnissen gelebt haben, deutlich schwerer... .
Lionel Shriver hat hier eine besondere Dystopie geschrieben, die in unser Welt in der nahen Zukunft spielt. Die Handlung ist dabei gut durchdacht, aber manchmal etwas langatmig und zu verworren. Gerade am Anfang des Buches fiel es mir schwer, mit den vielen Figuren aus der Familie Mandible warm zu werden und den Überblick über die Verwandschaftsverhältnisse zu behalten. So muss man sich beim lesen schon etwas durchkämpfen.
Meistens steht Florence im Mittelpunkt der Handlung. Sie lebt mit ihrem mexikanischen Mann und ihrem Sohn zusammen und kommt erstaunlich schnell mit den Einschränkungen zurecht. Mir war sie zwar nicht immer sympathisch und manchmal hielt ich sie auch für etwas naiv, aber nachher hat mich doch beeindruckt, wie sie sich durch das schwere Leben kämpft und dabei nicht den leichtesten Weg wählt.
Bei diesem Roman war für mich das Besondere, dass Lionel Shriver ihre Dystopie in so naher Zukunft platziert hat. Gewissermaßen hält sie uns den Spiegel vor und zeigt, in welches Chaos und in welche Schwierigkeiten unsere Gesellschaft stürzen kann, wenn politische und finanzielle Fehlentscheidungen getroffen werden. 
Allerdings fand ich, dass dem Buch für eine Gesellschaftssatire der Unterhaltungswert zu sehr gefehlt hat. Shriver schreibt mit einem bissigen Humor und manchmal muss man auch beim lesen schmunzeln, aber irgendwie fehlt der Geschichte die Spannung und das gewisse Etwas. 
Insgesamt ist ,,Eine amerikanische Familie" eine skurille, aber sehr realistische Dystopie, die sich jedoch nicht so einfach lesen lässt. Dennoch empfehle ich das Buch hier gerne weiter.