Rezension

Realistische Polizeiarbeit

Sie zu strafen und zu richten - Luke Delaney

Sie zu strafen und zu richten
von Luke Delaney

Bewertet mit 5 Sternen

~~Buchmeinung zu Luke Delaney – Sie zu strafen und zu richten

„Sie zu strafen und zu richten“ ist ein Thriller von Luke Delaney, der 2017 in der Übersetzung von Ulrike Moreno bei Bastei Entertainment erschienen ist. Der Originaltitel lautet „The Jackdaw“. Dies ist der vierte Band um DI Sean Corrigan.

Zum Autor:
Luke Delaney ist das Pseudonym eines ehemaligen Detectives, der in den späten 1980er-Jahren seinen Dienst beim Metropolitan Police Service begann, bevor er später dem Criminal Investigation Department (CID) zugeteilt wurde. Beim CID war er unter anderem für die Aufklärung von Mordfällen zuständig. Luke Delaney weiß also ganz genau, worüber er schreibt.

Klappentext:
Ein einsamer Rächer entführt wohlhabende Londoner. Stunden nach ihrem Verschwinden tauchen Videos von ihnen im Internet auf, ihre Verbrechen aus Habgier werden offengelegt. Aus Opfern werden Täter. Und die Zuschauer zu einer Jury, die über Leben und Tod entscheidet. DI Sean Corrigan steht unter großem Druck, er muss den Fall schnell lösen. Denn der Rächer wird immer populärer - und Corrigan erkennt, dass er nicht nur einen gefährlichen, sondern auch einen sehr intelligenten Gegner jagt ...

Meine Meinung:
Dieses Buch zeichnet eine englische Gesellschaft, die viele Probleme hat. Sean Corrigan ist Kopf einer Ermittlungseinheit, die es vorwiegend mit Psychopathen und Serientätern zu tun hat. DI Corrigan verdankt seinen Job vor allem seiner Fähigkeit, die Gedanken der Täter erahnen zu können. Dies hat allerdings Auswirkungen auf seine Persönlichkeit gehabt. Er ist kein netter Mensch, der gepflegten Umgang liebt, sondern ein Besessener, der seine Familie vernachlässigt und alles unternimmt, um den Täter zu überführen. Er ist ein kompetenter Polizist, doch alle, die mit ihm zu tun haben, befürchten, dass er irgendwann außer Kontrolle gerät. Sein Gegenspieler ist eine charismatische Figur, die offensichtlich den Kampf für die Gerechtigkeit gegen die Banker aufgenommen hat. Er nutzt moderne Technik, um archaische Strafen zu vollstrecken, diese aber im Namen der Internetnutzer. Auch er ist besessen, aber er ist auch bemüht, eine gute Darstellung in den Medien zu erhalten. Das dargestellte Szenario einer öffentlichen Anklage im Internet ist erschreckend aber auch schon realistisch. Der Leser begleitet einige Leute im Internet und erfährt von ihren Gedanken.
In weiten Teilen wird die normale Tätigkeit der Polizei realistisch und glaubhaft beschrieben. Man spürt die aufkommende Verzweiflung, wenn die Ergebnisse ausbleiben. Dazu tritt der Täter noch in Kontakt mit der Boulevardpresse und verhöhnt die Polizei. Der Ruf dieser Boulevardpresse ist schon übel, aber wie das Buch zeigt, gibt es immer noch eine Steigerung. Nicht nur ein Journalist, sondern auch ein Minister und ein Polizeichef wollen den Erfolg um (fast) jeden Preis. Darunter leiden vor allem die normalen Polizisten, auf die ein enormer Druck ausgeübt wird. Dies beschreibt der Autor sehr eindringlich.
Die Auflösung ist nachvollziehbar und überzeugend, auch wenn die besondere Fähigkeit von DI Corrigan diesmal wenig bringt. Aber seine Hartnäckigkeit und solide Arbeit der Polizei bringen den Erfolg. Es passt zu diesem Kriminalroman, dass am Ende ein weiterer Mensch einen Knacks fürs Leben abbekommt.

Fazit:
Dieser Roman startet spektakulär, doch danach ist harte Arbeit gefragt. Sowohl der Täter als auch DI Corrigan haben mich als Figuren überzeugt. Sehr eindrucksvoll werden die Auswirkungen des Falls auf alle Beteiligten gezeigt. Jeder kriegt sein Fett weg und nicht nur Banker bekommen schlechte Noten. Mich hat das Buch vor allem wegen der glaubhaften Figuren, die jede Menge Ecken und Kanten haben, überzeugt. Ich vergebe viereinhalb Sterne (90 von 100 Punkte), die ich gerne aufrunde. Ich kann das Buch empfehlen, aber Freunde von Actionthriller werden weitgehend enttäuscht werden.