Rezension

Realität oder Fiktion ?

Der Brief
von Carolin Hagebölling

Bewertet mit 4 Sternen

Das Buch „Der Brief“ ist der gelungene Debütroman der Autorin Carolin Hagebölling.

Mich hatte bei diesem Buch das Cover neugierig gemacht, auf dem man eine Brücke sieht, die auf der einen Seite Hamburg und auf der anderen Paris zeigt. Auf beiden Hälften befindet sich die gleiche Person, die aufeinander zugeht. Damit ist auch schon das Thema  - die Verwirrung der Realität -  gut getroffen.

Die in Hamburg lebende Journalistin Marie Kluge erhält, nachdem sie 15 Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer in Paris lebenden Jugendfreundin Christine hatte, einen Brief von dieser. Adressiert ist der Brief an sie, allerdings mit einer ihr unbekannten Adresse in Paris. In diesem liest sie Dinge über sich, die ihr bisher vollkommen unbekannt waren.  Es geht um einen Mann, mit dem sie in Paris zusammenleben soll, den sie nicht kennt und um ihr Kind, von dem sie ebenfalls nichts weiß.

Total verwirrt beschließt Marie nach Paris zu gehen und die Adresse aufzusuchen, an der sie sich laut Brief befinden müsste. Dort trifft sie auf ein vertrautes und gleichzeitig völlig fremdes Leben und ihr bisheriges erfolgreiches und intaktes leben gerät total durcheinander.

Die Charaktere des Buches werden toll beschrieben und während Marie auf mich einen sehr sympathischen Eindruck machte, gefiel mir ihre Lebensgefährtin Johanna weniger.  Immer wenn es schwierig wurde, zog sie sich zurück und hatte nur Zweifel für ihre Freundin. Die Personen wirken authentisch und man kann mit ihnen mitfühlen und miträtseln.

Der Autorin ist es mit Ortsbeschreibungen und den Erlebnissen gut gelungen, dass ich mich direkt an den Ort versetzt fühlte. Obwohl ich z.B. die Katakomben von Paris nicht kenne, konnte ich sie mir gut vorstellen und hatte das Gefühl sie schon einmal gesehen zu haben.

Den temporeichen Erzählstil fand ich sehr angenehm, so dass sich das Buch schnell und leicht lesen ließ.

Die beiden Leben von Marie hatten für mich etwas Faszinierendes und ihre Geschichte ist spannend und emotional zugleich. Allerdings hofft man hier vergeblich auf ein erklärendes oder logisches Ende. Vielmehr beliebt am Schluss eine Menge Platz um sich Gedanken über das eigene Leben zu machen und man muss es einfach unter einem philosophischen Gesichtspunkt betrachten, um nach der Lektüre nicht von dem Ende allein gelassen zu werden. Es bleiben eine Menge Fragen offen.

Mein Fazit:

„Der Brief“ ist ein interessantes Buch, in dem es der Autorin erfolgreich gelungen ist Spannung aufzubauen, Gefühle zu vermitteln und zum Nachdenken anzuregen. Ich habe es gerne gelesen, auch wenn ich mit dem Ende nicht 100%ig glücklich war. Von daher vergebe ich 4 von 5 Sternen.