Rezension

Realitätsnah, schonungslos und sehr komplex

Brandstifter - Martin Krist

Brandstifter
von Martin Krist

Bewertet mit 4 Sternen

David ist Privatermittler. Bei seinem aktuellen Fall versucht er den Brandstifter eines Wohnungsbrandes aufzuspüren, bei dem eine Frau gestorben und deren Mann schwer verletzt wurde. Außerdem soll er einen vermissten Familienvater aufspüren. Dabei erfährt er Dinge, die besser nicht ans Licht gekommen wären und er gerät dadurch selber in große Gefahr. 

Luka hat finanzielle Probleme und muss eine Frau und zwei Kinder ernähren. Um dies zu stemmen, lässt er sich all zu schnell auf die schiefe Bahn ziehen und gerät dabei in Schwierigkeiten.

Diese verschiedenen Protagonisten und Perspektiven sowie unterschiedliche Zeitebenen machen das Buch zu einem absoluten Pageturner. Es ist spannend von der ersten bis zur letzten Seite, was noch durch Cliffhanger an jedem Kapitelende unterstützt wird. Die Kapitel an sich sind kurz und knackig, der Schreibstil einfach und schnell zu lesen. Leichte Kost ist dieses Buch jedoch nicht. Es ist realitätsnah, schonungslos und sehr komplex. Es erfordert die ganze Aufmerksamkeit des Lesers, um keine Hinweise zu verpassen und die Zusammenhänge und die Handlung zu verstehen.

Alle Charaktere wirken auf emotionaler Ebene überzeugend. Valentina erlebt ein Wechselbad der Gefühle: Angst, Verzweiflung, Hoffnung, Enttäuschung. Ihr wird der Boden unter den Füßen weg gezogen, bisher geltende Tatsachen sind plötzlich nicht mehr gültig. Die Frage, wem sie überhaupt vertrauen kann wird allgegenwärtig. 

David hat neben den Problemen, die sich durch seinen Fall ergeben, auch noch einige private Differenzen. So muss er sich um einen pubertären Sohn kümmern, der - ebenso wenig wie er selber - das Verschwinden der Mutter beziehungsweise Ehefrau noch nicht verwunden hat. Unsicherheit und Machtlosigkeit sind hier an der Tagesordnung. 

Luka ist voller Selbstzweifel. Sein Wunsch ist es, seiner Familie ein besseres Leben zu ermöglichen. Dabei wird er von seiner Frau zusätzlich unter Druck gesetzt und verlässt sich zudem auf die falschen Freunde. 

Drei Menschen, völlig verschieden, aus unterschiedlichen Kreisen, die ganz offensichtlich nichts miteinander gemeinsam haben. Oder doch? Im Verlauf werden die Handlungsstränge und Schicksalsfäden gekonnt zusammen geführt. Der Nebel lichtet sich, das Puzzle wird gelöst. Das Ende kam für mich völlig unerwartet und überraschend. 

Es war nicht das erste Buch, das ich von Martin Krist gelesen habe und definitiv nicht das letzte. Der Autor versteht es einfach grandios tiefgründige Persönlichkeiten zu erschaffen, in die man sich hinein versetzen und mit denen man mit fiebern kann. Er beherrscht das Spiel mit Perspektivenwechseln und verschiedenen Zeitebenen perfekt. Dadurch werden seine Bücher zu spannenden, atemraubenden und absolut lesenswerten Thrillern.