Rezension

Recht, Unrecht, iPad und Zigaretten

Die Würde ist antastbar - Ferdinand von Schirach

Die Würde ist antastbar
von Ferdinand von Schirach

Bewertet mit 5 Sternen

Das Buch ist kein Roman, Thriller oder Krimi, vielmehr eine Sammlung von Essays. Sie regen an zum nachdenken, sie lassen einen schmunzeln und geben Einblick in das Leben und Arbeiten des Ferdinand von Schirach.

Von Schirach, war da nicht was? Richtig, mit zu den bekanntesten Vertretern dieser Familie gehört Baldur von Schirach, der Großvater von Ferdinand und Reichsjugendführer. Doch das ist so ungefähr alles, was darüber bekannt ist. Ferdinand von Schirach, Anwalt und Schriftsteller, schlägt weder Kapital aus seinem Großvater, noch erzählt er viel über sein Privatleben. In "die Würde ist antastbar" ändert sich das ein wenig, versierte "Spiegel" Leser kennen den ein oder anderen Essay vielleicht schon.

Ob über das Leben als Anwalt, Autor, die vielen Fragen, die die heutige Zeit aufwirft (ist der DAX gut oder böse? Macht jemand außer Merkel das Dreieck mit den Händen?) Oder die Zukunft der Literatur durch das iPad - von Schirach gibt kurze Denkanstöße, legt seine Sicht der Dinge dar. Gelegentlich kann man gar schmunzeln. Doch eine kleine Seltenheit hält ebenso Einzug: er schreibt über sich. Seine Kindheit im Internat St. Blasien, in dem es nach seiner Zeit Missbrauch durch einen Pater gab, darüber, wie er als Jugendlicher die Welt erobert. Aber auch über seinen Großvater. Darüber, dass er zunächst nichts wusste - die Aufarbeitung hatte erst später begonnen, in seiner Familie wurde aber offen darüber gesprochen - darüber, wie er im Klassenzimmer mit Stauffenberg, Ribbentrop und Speer zusammen saß. Über das Verständnis von Demokratie, warum dies nicht immer die beste Lösung ist und woher beispielsweise die Öffentlichkeit in Gerichtssälen kommt. Aber auch über Themen wie angedrohte Folter, wie für Magnus Gäfgen, oder das Aufwiegen von Leben gegen Leben.

Ich fand es sehr lesenswert, kurzweilig. Mir gefällt seine Art zu schreiben, sein Umgang mit der Sprache - und wie er, ganz ohne die Holzhammer-Methode, seine Leser zum nachdenken bringt. Klare Empfehlung: Lesen!