Rezension

Reicht nicht an Teil 1 heran

Das unendliche Meer - Rick Yancey

Das unendliche Meer
von Rick Yancey

Bewertet mit 3.5 Sternen

Teil 2 setzt nicht direkt nach den Handlungen von "Die 5. Welle" an, vielleicht ein, zwei Wochen später. Die Gruppe um Cassie, Ben und Ringer ist aus Camp Haven geflüchtet und hat Unterschlupf in einem verlassenen Hotel gesucht, wo sie sich erstmal ausruhen - Ben hat noch immer mit der Schusswunde  zu kämpfen - und planen, was als nächstes geschehen soll. Außerdem wartet Cassie darauf, dass Evan sie findet, wie er es ihr versprochen hat, bevor er den Alienstützpunkt samt sich selbst in die Luft gejagt hat. Sie stecken in einem Dilemma, denn wenn sie nicht von den Anderen gefunden beziehungsweise im Hotel eingeschneit werden wollen, sollten sie schleunigst von dort verschwinden. Dazu kommt noch, dass vor allem Ringer ganz und gar nicht überzeugt von Cassies Geschichte über Evan als netten Alien ist.

Die Geschichte beginnt, als Ringer das Hotel verlässt, um einen neuen, sicheren Unterschlupf für die Gruppe zu suchen. Ja, genau, Ringer. Sie hat in "Das unendliche Meer" auch eine Sichtweise, eine ziemlich wichtige sogar, wenn ich mich nicht täusche, nimmt ihre Handlung den meisten Platz im Buch ein. Es macht Sinn, dass man die Geschehnisse jetzt auch aus ihrer Sicht sieht, schließlich trennt sich die Gruppe, also sie geht von der Gruppe fort, sonst hätte man keine Ahnung, was passiert, aber ihre Sicht ist gewöhnungsbedürftig. Ganz anders als Zombie alias Ben und vor allem Cassie zeigt sie ihre Gefühle nicht so offen, dauernd wägt sie Risiken miteinander ab und analysiert, was zwar mal was anderes ist, aber nicht ganz so schön zu lesen wie Cassies emotionsgeladene Gedankenfluten. 

Cassie hat natürlich auch wieder eine Sichtweise, was mir ganz gut gefällt, bis auf ihre schmachtenden Evan-Walker-Gedanken vielleicht, aber zum Glück fragt sie sich selbst manchmal, was sie da eigentlich denkt. Sonst wäre das echt nicht mehr feierlich^^ Zombie/ Ben hingegen hat keine mehr, schade eigentlich, denn er wurde mir in Band 2 irgendwie so richtig sympathisch.

Evan hingegen wird mir im Gegensatz zu Ben mit seiner Geheimnistuerei und dem Geschmalze immer unsympathischer... Na ja, das ist vielleicht ein bisschen hart, aber zumindest geht er mir von Zeit zu Zeit auf den Keks. Cassie lässt sich meiner Meinung nach viiieeel zu schnell von ihm weichkochen! Immer wieder geht es "schokoladige Augen hier", "große, weiche Hände da". Wie schon gesagt, sie weist sich da auch oft selbst zurecht, aber das ist trotzdem nervig...

Aber bis auf ihre gelegentlichen Ausfälle Evan Walker betreffend finde ich Cassie eigentlich ganz cool. Sie macht immer mal wieder Fehler und man merkt ihr einfach an, dass sie eben doch bloß ein 16-jähriges Mädchen ist, das manchmal keinen Plan hat, was zu tun ist und das ist auch okay so. Genauso bei Ben. Er war der Sergeant seiner ehemaligen Einheit, von Dumbo, Poundcake und Sammy, und sie vertrauen auf ihn, dabei ist er noch nicht erwachsen und man merkt ihm an, dass er manche Entscheidungen nicht treffen kann, sich nicht immer sicher ist. 

Bei Ringer ist es schon ein bisschen schwieriger, sie wirkt viel erwachsener, aber dadurch, dass man mehr aus ihrer Vergangenheit erfährt, kommt das auch ziemlich logisch rüber. Ich bin mir echt nicht sicher, ob ich sie leiden kann oder nicht. Auf jeden Fall ist ihr Erzählstrang vor allem zum Ende hin richtig interessant, man erfährt noch mehr Hintergründe der Alieninvasion, noch mehr klärt sich langsam, aber auch noch mehr Fragen kommen auf. Genauso bei Cassie oder auch den etwas unwichtigeren Extra-Sichtweisen, die der Autor einbaut: Man erfährt etwas, denkt sich "Oh, ja, so könnte es sein" und dann erfährt man etwas Neues und alles, was in deinem Kopf noch ist, ist ein großes, fettes Fragezeichen. 

Was mich allerdings wieder gestört hat, sind die Ähnlichkeiten der Sichtweisen. Dieses Mal war es nicht ganz so schlimm wie bei "Die 5. Welle", Cassie und Ringer unterscheiden sich doch ein bisschen mehr als Cassie und Ben, aber trotzdem ähneln sich manche Gedankengänge viel zu sehr dafür, dass die beiden so grundverschieden sind. 

Der zweite bleibt meiner Meinung nach allerdings hinter dem ersten Teil zurück, weswegen er bei mir „nur“ 3 Sterne abholen konnte, auch wenn es 3 gute Sterne sind.