Rezension

Reise am Ende des Lebens

Etta und Otto und Russell und James - Emma Hooper

Etta und Otto und Russell und James
von Emma Hooper

Der jungen Autorin Emma Hooper ist mit "Etta und Otto und Russell und James" eine geniale Story gelungen, die man nicht in irgendeine Schublade stecken kann. Sehr bezeichnend finde ich ihren Satz " Ich liebe es, hin und wieder Gedankenexperimente zu machen und mich mit der Frage „Was wäre wenn?“ zu beschäftigen.", den sie in einem Interview für Droemer Knaur in den Raum wirft.

Handelnde "Personen" sind, wie der Titel schon sagt, Etta und Otto und Russell und James. Etta, eine 83-jährige Dame, macht sich auf den weiten Weg zum Meer, das sie noch nie gesehen hat. (Ich liebe dieses Motiv spätestens seit "Knocking on heavens door".) Schon bald könnte es zu spät sein, denn Etta vergisst langsam gewisse Dinge. Den Zettel, auf dem steht, wer sie ist und wer ihr die wichtigsten Menschen sind, trägt sie stest bei sich. Somit hat auch hier das Meer-Motiv seine übliche Funktion.
Otto, ihr Mann, bleibt zu Hause und sucht sich eine interessante Beschäftigung, um über den Verlust hinwegzukommen.
Russell ist ein Freund aus "Kindertagen", der Anteil nimmt und Etta sogar hinterherzieht. Und dann ist da noch James, die Hyäne, die Etta auf ihrem Weg begleitet. Allein diese vier Charaktere machen das Buch zu einer spannenden Sache, denn die vier könnten unterschiedlicher nicht sein und kommen, wenn man es genau nimmt, auch gar nicht so sehr miteinander in Berührung. Im Laufe der Handlung lernen wir außerdem die junge Etta kennen, die Otto kennenlernt und mit ihm ihr gemeinsames Leben beginnt. Und dann verweben sich die Geschichten miteinander zu einem Stoff, der das Leben der beiden ist...

In meinen Augen ist es der Autorin wunderbar gelungen, die verschiedenen Handlungsstränge in den unterschiedlichen Zeiten zu verknüpfen, sodass sie am Ende eins werden und wohl symbolisch für die Beziehung der beiden Personen stehen.
Die Sprache gefällt mir sehr gut und passt gut zum Inhalt, sie ist einfühlsam und wohlgewählt. Für mich sind Sprache und Inhalt gut in Einklang gebracht.

Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen. Man wird mitgenommen auf eine spannende Reise (und ist ganz bei Etta, dich nicht immer weiß, was sie gerade tut) und bleibt doch auch mit einem Teil des Herzens bei Otto, der seine Frau so sehnlichst zurück erwartet. Eine tolle Hommage an die ältere Generation und eine Würdigung bewegter Lebenswege!