Rezension

Religion als roter Faden

Antonia Lucia Labellas brillanter Plan - Donna Freitas

Antonia Lucia Labellas brillanter Plan
von Donna Freitas

Bewertet mit 4 Sternen

Antonia hat wie ihre Mutter und Großmutter den zweiten Vornamen Lucia, nach der heiligen Lucia. Und wie ihre beiden Vorfahrinnen ist auch sie gläubig, insbesondere die Heiligen haben es ihr angetan. Schon seit mehreren Jahren schreibt sie regelmäßig Briefe an den Vatikan, in denen sie Vorschläge für neue Heilige unterbreitet, wie z.B. einen Heiligen für Feigen und Feigenbäume - immerhin muss sie jedes Jahr die familieneigenen Feigenbäume abdecken und vor dem Winter schützen. Aber Antonia Lucia möchte nicht nur einen neuen Heiligen "erfinden", sie schlägt sich auch immer selbst als Heilige vor - Ziel 1 ihrer Liste. Ziel 2 ist der scheinbar unerreichbare, einfach nur superattraktive und ausgesprochen sexy Andy Rottellini. Ihren ersten Kuss möchte sie unbedingt von ihm ergattern.

Antonia ist ein Charakter, den ich sofort sehr mochte. Allein schon ihre E-Mail-Adresse, die sie in den Briefen an den Vatikan angibt, ist einfach phänomenal: HeiligeInSpe@live.com
Diese Adresse drückt einfach Antonias Charakter schon aus. Ihr Streben nach einer Heiligsprechung und ihr Selbstbewusstsein.
Ich persönlich bin ja nicht religiös und kenne mich auch nicht unbedingt gut im Katholischen aus - falsche Konfession. Aber trotzdem haben mich diese vielen Heiligen, die Antonia allesamt kennt und zu denen sie betet, fasziniert. Sie scheint praktisch für jede Situation den richtigen Heiligen zu finden, den sie um Hilfe bitten kann. Dazu führt sie noch ein Heiligentagebuch, indem sie ihre Ideen für neue Heilige, aber auch ihre Gebete und Bitten an bereits Heiliggesprochene sammelt. Und in ihrem Eifer übersieht sie doch manchmal die wahren kleinen Wunder.
Ihr Interesse und unbeirrbarer Glaube führen zu manch amüsanter, aber auch skurriler Situation - so wie sie anfängt BHs zu tragen, weil sie ihren Körper damit quält und Heiligen so etwas gut steht.
Allerdings hat Antonia nicht nur mit dem Vatikan zu kämpfen, da sind auch noch diese beiden Jungs: Andy und Michael. Und das führt zu weiteren inneren Konflikten. Diese Zweifel und Gedanken und Sorgen, die jedes junge Mädchen wohl in so einer Situation hat, sind sehr schön dargestellt, man fiebert doch ein bisschen mit Antonia mit und drückt ihr die Daumen. Man kann ihre Empfindungen einfach sehr gut nachvollziehen.

Wer absolut nichts mit der katholischen Religion und vor allen Dingen mit dem Glauben an Heilige anfangen kann, wird das Buch vermutlich nach einer Weile genervt zur Seite leben. Für mich war das hier eine unglaublich tiefe Gläubigkeit, die ich gar nicht kenne und ehrlich gesagt auch nicht ausleben wollte. Aber trotzdem, wie schon erwähnt, fand ich das Buch sehr interessant. Die Religion und der Konflikt zwischen diesem Glauben und Teenager in dieser Zeit zu sein ist glaubwürdig beschrieben und äußerst logisch. So gehen Antonia und ihre beste Freundin Maria auf eine katholische Mädchenschule, gehen in die Kirche und rebellieren zugleich mit kleinen Veränderungen ihrer Schuluniformen. Außerdem erzählt Antonia auch nur ihrer besten Freundin von den Heiligen, die sie so verehrt, vor den anderen Klassenkameradinnen verheimlicht sie dies mehr oder weniger erfolgreich, da die sich doch mehr für Sportler in ihrem Alter interessieren.

Doch trotz ihrem tief verwurzeltem Glauben ist Antonia ein normales Mädchen mit ganz normalen Bedürfnissen, nämlich dem Wunsch nach dem ersten Kuss. Und so muss sie einen schwierigen Balance-Akt leisten, immerhin sollten Heilige sich eigentlich mit diesen niederen Dingen beschäftigen oder sich gar danach sehnen.

Fazit

Leute, die sich nicht für Religion interessieren, sollten hier auch nicht zugreifen, denn es ist und bleibt der rote Faden dieses Buchs. Doch der Konflikt eines jungen Mädchen zwischen Religion und Teenagerdasein ist gut dargestellt und sorgt für so manch amüsante Begebenheit.