Rezension

Reue allein reicht nicht...irgendwann musst du für deine Schuld bezahlen

Das Vogeltribunal - Agnes Ravatn

Das Vogeltribunal
von Agnes Ravatn

Bewertet mit 5 Sternen

Ich lese gerne Thriller und Psychothriller. Nach dem Klappentext und ein Schnüffeln in die Leseprobe war mir klar, dass ich dieses Buch unbedingt lesen wollen würde.
Es zu lesen dauerte drei Tage. Hätte ich mehr Zeit gehabt, als nur abends vor dem Schlafengehen, hätte ich es in einem Rutsch weggelesen, da ich es nie aus der Hand legen wollte.

Obwohl am Anfang eigentlich nichts wirklich passiert, schafft es die Autorin, eine gewisse Spannung und auch Beklemmung zu schaffen und bis ungefähr zur Mitte des Buches aufrecht zu erhalten.
Immer dachte ich, dass auf der nächsten Seite jetzt irgendetwas markerschütterndes passieren würde - doch so war es nicht. Und trotzdem war meine Spannung weiterhin ungebrochen und die Seiten flogen nur so an mir vorbei.
Dieses "Glücksgefühl" endete aber ab einem gewissen Punkt. Langsam aber sicher bildeten und verstärkten sich Theorien und es wurde recht vorhersehbar. Auch das Ende war eine meiner zwei gefassten Theorien und dadurch nicht sonderlich überraschend. ABER dies schadet der Geschichte absolut nicht - eine gewisse Spannung hielt sich trotzdem bis zum Schluss.

Auch wenn es sich bei diesem Buch um einen Thriller handelt und es das auch tatsächlich ist, bleibt es für mich trotzdem ein kleiner erhobener Zeigefinger, der ein "Und die Moral von der Geschicht'..." beinhaltet.
Es reicht nicht seine begangenen Taten zu bereuen und sich selbst zu geißeln - irgendwann muss man dafür büßen. Jeder auf seine eigene Art und Weise.

Mich persönlich hat die Geschichte in der Geschichte total gefreut. Allis erzählt Sigurd die Geschichte um Balder, den nordischen Gott. Darin geht es ganz grob gesagt um Schuld und Buße und den dafür zu zahlenden Preis. Es ist also verständlich, warum Agnes Ravatn genau diese Geschichte ausgewählt hat.
Loki hat indirekt (aber absichtlich) Balders Tod verschuldet. Hel lässt sich darauf ein Balder aus dem Totenreich zurück nach Asgard zu entlassen, wenn alles Leben um Balder trauern und weinen würde. Doch es gibt Einen, der sich weigert - Loki. So wird es Balder nicht gestattet nach Hause zurückzukehren.
Bei der "Götterdämmerung" (Ragnarök) sterben die Götter, die alte Welt geht unter und eine neue ensteht. Balder und Hödur (Balders blinder Bruder, der Balder zuvor durch Lokis List getötet hat) kehren aus Helheim zurück, die anderen Götter nicht.
Das ist wirklich nur ganz, ganz grob. Für mehr Infos müsst ihr euch die Edda zulegen oder das Internet bemühen ;-)

Beschäftigt man sich etwas mit dieser Mythologie, wird auch klar, warum ein Rabe auf dem Cover zu sehen ist, obwohl es in der Geschichte nicht um Raben geht.
Der Gott Odin (Allvater, Vater von Thor und Blutsbruder von Loki [Hollywood macht euch da was vor - Loki war nie Thors Bruder, Odin kannte Loki schon lange vor Thors Geburt]) hat zwei Raben an seiner Seite, Hugin und Munin, was übersetzt "Gedanke" und "Erinnerung" heißt.
Es sind immer wieder dieselben Gedanken und Erinnerungen, die Sigurd beschäftigen und quälen. Diese kreisen wie zwei Raben das ganze Buch hinweg über ihn.

Sigurd Bagge bleibt von der ersten bis fast zur letzten Seite ein absolutes Mysterium. Gerade wenn Allis denkt, dass sie ihn durchschaut und geknackt hat, passiert etwas, was die ganze Stimmung und auch sein Verhalten wieder kippen lässt. Ich kann verstehen, dass er sie in seinen Bann gezogen hat, allerdings kann ich nicht jede ihrer Handlungen nachvollziehen.
Allis hingegen ist ein wenig farblos und hat es nicht wirklich geschafft, sich in mein Gedächtnis zu brennen. Eigentlich wollte ich nur immer mehr von Sigurd erfahren und wissen was genau hinter seiner Mystik steckt.

 

Die komplette Rezension findet ihr auf meinem Blog :-)

http://franzyliestundlebt.blogspot.de