Rezension

Rezension: Christine Lehmann - Totensteige

Totensteige - Christine Lehmann

Totensteige
von Christine Lehmann

Obwohl es schon einige Krimis mit Protagonistin und Ich-Erzählerin Lisa Nerz gibt, ist "Totensteige" mein erster Lisa Nerz-Krimi. Was hier recht schnell auffällt, ist die etwas flapsig anmutende Art der Lisa Nerz. An diesen Erzählstil muss man sich erstmal gewöhnen, doch das geht recht schnell und man schließt Lisa von Seite zu Seite mehr ins Herz. Zwar ist sie eher eine Anti-Heldin, doch gerade das macht diese Figur so erfrischend und liebenswert. Ihre kleinen und großen Macken haben diesen Krimi für mich so lesenswert gemacht. Zwar ist die Story an sich natürlich auch spannend, doch hätte die Autorin sich gerne ab und an etwas kürzer fassen dürfen. Besonders wenn es um das Thema Parapsychologie und Aberglauben geht wird sie stellenweise einfach zu ausschweifend. Man merkt, dass Christine Lehmann sich ausgiebig mit diesem Thema beschäftigt hat, was ich in Büchern immer gut finde, doch oftmals hatte ich das Gefühl, dass einfach immer wieder auf den selben Ideen herumgekaut wurde, was mir irgendwann die Spannung verdorben hat. Man hat oft das Gefühl, auf der Stelle zu treten und überhaupt nicht voran zu kommen. Dabei passiert doch recht viel und oft auch Dinge, die etwas unglaubwürdig und an den Haaren herbeigezogen wirken. Die Protagonisten stolpern von einer Misere in die Nächste und kommen einfach nicht zur Ruhe. 
Besonders gut gefallen hat mir die Beziehung zwischen Lisa und Richard. Diese beiden Menschen sind so unterschiedlich, wie man nur sein kann und haben komplett verschiedene Vorstellungen vom Leben und Lieben. Trotzdem passen sie toll zusammen und auf die Szenen mit den beiden habe ich mich immer sehr gefreut. Dabei sind sie kein Liebespärchen, wie man sich das vorstellt, eher im Gegenteil. Und doch würde jeder für den jeweils anderen durchs Feuer gehen, was man immer wieder gespürt hat. Das hat die Autorin unheimlich gut beschrieben. Auch die anderen Figuren sind unheimlich interessant und vielschichtig. Man empfindet sie fast als echte Menschen, wie sie einem jeden Tag begegnen könnten (mal ganz abgesehen davon, ob man sie mögen würde oder eben nicht). 
Fazit:
Ich bin recht zwiegespalten, was diesen Roman angeht. Einerseits bin ich sehr beeindruckt von den tollen Figuren und deren Zusammenspiel, ebenso wie von den Recherchen der Autorin zu dem Thema Parapsychologie. Leider hat dieses Thema irgendwann einfach überhand genommen, wurde zu ausschweifend besprochen und man hat oft das Gefühl, die eigentliche Geschichte aus den Augen zu verlieren. Trotzdem ist besonders die Protagonistin Lisa Nerz eine tolle Neuentdeckung für mich, die mich neugierig auf mehr aus dieser Krimi-Reihe gemacht hat.