Rezension

Rezension zu "Der Tag wird kommen"

Der Tag wird kommen - Nina Vogt-Østli

Der Tag wird kommen
von Nina Vogt-Østli

Vorsicht! Das kursiv Gedruckte nicht lesen, wenn er nichts über die Geschichte vorher erfahren wollt! Vieles habe ich natürlich rausgelassen und verrate hoffentlich nicht zu viel, aber um das Buch bewerten zu können, muss ich Euch wohl einen Wendepunkt (der kursiv gedruckt ist) verraten.

Der Anfang hat mir ganz gut gefallen: Man wird direkt ins Geschehen „hineingeschubst“ und erfährt wer Hans Petter, aus dessen Sicht erzählt wird, ist. Hans Petter, ein 15-jähriger hochbegabter Junge, der von Andreas und seinen Freunden ständig unterdrückt wird. Seine Taktik dagegen zu arbeiten ist einfach: so unauffällig wie möglich verhalten, unterdurchschnittliche Noten schreiben, kurzum unsichtbar werden.

Er macht also so gut wie nie Hausaufgaben, lebt mit seiner Mutter zusammen, die er als nicht gerade klug einstuft und mit der er oft Filme schaut und verbringt seine Zeit mit Computerspielen. Soweit so gut, das ist wohl nicht allzu ungewöhnlich für einen 15-Jährigen. Allerdings kann ich seine Gedanken sehr oft nicht nachvollziehen: kurze, stumpfe Sätze, in denen er sich ANDAUERND über Andere stellt und sich für ach so clever hält. Wenn er aber so clever ist, warum lässt er Andreas alles durchgehen? Warum wehrt er sich nicht, beschwert sich bei Lehrern oder wenn es so schlimm ist: wechselt die Schule? Man hat nicht das Gefühl, dass er unglaubliche Angst vor Andreas hat, sondern nur, dass er sein eigenes Verhalten (also nichts tun) für das Beste hält.

Dann plötzlich bekommt er Nachrichten von Fera, die ihn irgendwoher kennt, aber ihm nie richtige Antworten auf seine Fragen gibt. Das kam mir ja sehr merkwürdig vor und ich habe schon gerätselt, wer dahinter steckt. Dann verrät Fera ihm, sie käme aus der Zukunft und das Durcheinander war perfekt.

Als Gunnar (Hans Petters Vertrauenslehrer) ihn in eine Gesprächsrunde voller klischeehafter Außenseiter stecken wollte, war mir das langsam wirklich zu oberflächlich! Dann änderte sich plötzlich alles:

 

Hans Petter rastet vor der Klasse aus und stellt Gunnar bloß. So richtig fies zieht er über ihn her und gibt ihm einen Spitznamen, den er so schnell nicht los wird. Durch diese Aktion bekommt er viel Anerkennung von den Mitschülern und Andreas. Vielleicht bin ich einfach von Natur aus zu nachtragend, aber ich könnte mir nicht vorstellen mit dem Menschen, der mich unterdrückt und fertig gemacht hat, plötzlich gemeinsame Sache zu machen und das Rampenlicht zu genießen. Alle finden ihn nun total toll und er fühlt sich auch noch wohl? Obwohl er sich zu Anfang fragte, warum niemand was unternahm? Er fühlt sich wohl, wenn ihn lauter „beschränkte Idioten“ anhimmeln? Schließlich denkt er doch, er ist für etwas Großes bestimmt...

 

Insgesamt ist nicht allzu viel passiert, aber eigentlich hatte ich mir erhofft, mehr über Hans Petters Gefühlslage zu erfahren und/oder wie man mit Mobbing umgehen sollte. Es ist ja wirklich nicht sinnvoll, alles über sich ergehen zu lassen und dann plötzlich anzufangen selbst zu „mobben“ . Ich fand es spannend zu erfahren, wer oder was hinter Fera steckt, aber die Aufklärung hat mich echt enttäuscht. Irgendwie hat es einfach nicht zum Buch gepasst. Insgesamt fehlte mir die Tiefe aller Charaktere und die Ausarbeitung des eigentlich erwarteten Themas „Mobbing“. An sich war das Buch nicht schlecht, auch die letzte Seite fand ich ganz gut, aber mir hat so Einiges gefehlt!

Die ganzen Hintergründe verrate ich Euch natürlich nicht, aber ein bisschen musste ich schon verraten, da das Buch nicht allzu dick ist und auch nicht so viel Inhalt drinnen steckt.....

Von mir bekommt das Buch 2,5/5 Punkten, da ich es mittelmäßig fand.

Danke an Lovelybooks und Coppenrath für dieses Exemplar!